Definition
Der Begriff Afrika wird auf zweierlei Weise verwendet. Zum einen beschreibt der Begriff den Kontinent Afrika der durch die afrikanische Kontinentalplatte determiniert und durch das Mittel- und Rote Meer, den indischen Ozean und den Atlantik beziehungsweise die Sinai-Halbinsel begrenzt wird. Nach diesem Verständnis wird Afrika als ein Containerraum im absolutistischen Raumverständnis dargestellt.
Zum andern wird der Begriff Afrika als Projektionsfläche für unterschiedliche Narrationen verwendet. Dabei kommt es in der Regel zu Homogenisierungen des vielschichtigen Kontinents die durch Zuschreibungen von außen realisiert werden. Der afrikanische Kontinent entwickelt sich dadurch zu einer unscharfen Raumbeschreibung. Diese Sichtweise auf den afrikanischen Kontinent kann als sozial konstruierter Raum in einem relativistischen Raumverständnis beschrieben werden.
Einordnung
Auch wenn sich ein postkoloniales Wörterbuch primär auf das relationale Verständnis Afrikas beziehen sollte, darf das absolute Verständnis nicht verschwiegen werden. In diesem Verständnis des Begriffes Afrika, wird nur der Kontinent Afrika als ein Containerraum beschrieben. Es werden demnach nur Parameter in die Betrachtung und Definition einbezogen, die in physisch-materieller Form vorliegen. Demnach wird Afrika als ein Kontinent verstanden, der den Großteil der afrikanischen Kontinentalplatte umschließt. Die Landmasse des Kontinents umfasst eine Größe von 30,2 Millionen Km2 und beherbergt circa 1,3 Milliarden Menschen in 55 Ländern (Nation). Auch wenn die Betrachtung eines Raumes in Form des Containerraumes wie eine neutrale und objektive Beschreibung wirkt, so zeigt beispielsweise das Beispiel Schwarzafrika inwiefern auch dieser neutrale Containerraum mit sozialer Bedeutung aufgeladen werden kann.
Postkoloniale Diskurse hingegen beziehen sich auf den Begriff Afrika oftmals als eine unscharfe Raumbezeichnung. In solchen unscharfen Raumbezeichnungen fungiert der afrikanische Kontinent nicht mehr als ein übergeordneter Raum der sich aus diversen Ländern, Sprachen, Ethnien und Bewohner*innen zusammensetzt. Vielmehr wird – in der Regel durch Akteure des Globalen Nordens – der Kontinent durch Zuschreibung homogenisiert. Dies bedeutet, dass die Verwendung dieser Zuschreibungen nicht differenziert erfolgt, sondern stehts den gesamten Kontinent umfasst. Die vielfältige Gliederung des Containerraums wird dabei ignoriert.
Die beschreibende Homogenisierung erfolgt dabei in der Regel aus eurozentrischer Perspektive. Dies bedeutet, dass die bewerteten Parameter aus europäischer Perspektive Betrachtet werden und dies als Norm festgelegt wird. Eine Abweichung von dieser Norm wird kritisch betrachtet, da nur die Perspektive des Globalen Nordens als legitim angesehen wird. In Kombination mit den bereits erwähnten Homogenisierungen führt dies dazu, dass die Normabweichung eines Raumes auf dem afrikanischen Kontinent schnell auf den gesamten Kontinent übertragen wird. Es lässt sich beobachten, dass dies insbesondere die Parameter Armut, Entwicklung, Krankheiten und Kriese umfasst. Darüber hinaus lassen sich auch Naturalisierungen feststellen. Die Rezeption eines homogenisierten afrikanischen Kontinents im globalen Norden wird dabei oftmals auf die Gegenwart bezogen und die historischen Verbindungen zwischen den beiden Kontinenten werden dabei in der Regel außer Acht gelassen. Dies spiegelt sich unter anderem darin wieder, dass eine historische Betrachtung des afrikanischen Kontinentes erst mit der Kolonialisierung beginnt. Historische Entwicklungen die vor der Kolonialisierung des afrikanischen Kontinentes lagen werden entweder nicht thematisiert oder unter Narrationen von Stämmen subsumiert.
Hinweise zur Verwendung
Die Verwendung der Bezeichnung Afrika ist weiterhin problemlos möglich, wenn sich die zu treffende Aussage auf den gesamten Kontinent Afrika bezieht. Werden nur einzelne Nationen oder Regionen des Kontinentes thematisiert, sind die jeweiligen Räume zu nennen. Im generelle sollte darauf zu achten sein, dass die Aussagen über den Kontinent nicht zu Homogenisierungen führen. Hier sollte ein möglichst diverses und vielschichtig Bild des Kontinentes gezeichnet werden. Darüber hinaus ist es wichtig bei der Verwendung des Begriffes Afrika die komplexen historischen Verflechtungen zwischen dem Globalen Norden und dem afrikanischen Kontinent zu berücksichtigen. In besonderen Maßen sollte dabei dem Kolonialismus bedacht werden, da dieser die Organisation und Ordnung des gesamten Kontinentes veränderte. Im gleichen Maße ist es aber auch von Bedeutung sich den Entwicklungen auf dem afrikanischen Kontinent vor der Kolonisation bewusst zu sein, da diese auch heutige Ereignisse noch prägen.
Verwendete Literatur
- https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/277735/den-kolonialen-blick-ueberwinden/
- Martina Löw: Raumsoziologie, Frankfurt a. M. 2001.
- Doreen Massey: Power-Geometries and the Politics of Space-Time, Heidelberg 1999.
- Wie Rassismus aus Wörtern spricht. S. 197 – 213