Schwarzafrika

Definition


“Schwarzafrika” kennzeichnet den Teil des afrikanischen Kontinents, welcher sich südlich der Sahara befindet. Von den 54 der heutigen afrikanischen UNO-Mitgliedsstaaten gehören 49 zu diesem Gebiet. Der Begriff “Schwarzafrika” referiert auf die mehrheitliche Bevölkerung mit schwarzer Haut. Im Gegensatz dazu steht der Begriff “Weißafrika” oder “Orient” für den nördlichen Teil Afrikas, zu denen die Staaten Algerien, Marokko, Libyen, Ägypten und Tunesien gezählt werden.

Einordnung (Etymologie; wissenschaftlicher Kontext)


Der Begriff “Schwarzafrika” ist ein in der europäischen Kolonialzeit entstandener Begriff, welcher die südlich der Sahara liegenden Regionen Afrikas bezeichnet. Die Ethnologie des 17. und 18. Jahrhunderts benutzte diesen Begriff letztlich generalisierend für alle Afrikaner südlich der Sahara, um diese vom nördlichen Teil Afrikas abzugrenzen. Der nördliche Teil Afrikas wurde weithin als “Weißafrika” bezeichnet. Eine der früheren Einteilungen des afrikanischen Kontinents in ein”schwarzes” und ein “weißes” Afrika findet sich bereits im 16. Jahrhundert in den Welt- und Kontinentalkarten Heinrich Büntings, der den Norden Afrikas als der Witte Morenlant und das südlich gelegen Gebiet Afrikas als der Svarte Morenlant bezeichnete. Diese im 17. und 18. Jahrhundert unternommene Unterteilung Afrikas in einen schwarzen Süden und weißen Norden beruhte auf dem rassistischen Konzept der Einteilung der Bewohner*innen nach ihrer Hautfarbe. So war Nordafrika für die europäischen Gesellschaften der Kolonialzeit seit der Antike mit dem Abendland verbunden und beide standen in einem stetigen Austausch. Demnach wurde diesem Teil Afrikas eine höhere Zivilisation zugestanden, die ebenso Anteil an der abendländischen Kultur hatte. Dem “weißen” Norden wurde deshalb ein höheres Maß an Kultur und Geschichte zugebilligt, während das subsaharische Afrika nach damaliger Ansicht der Europäer als kultur- und geschichtslos wahrgenommen wurde. Den Ursprung der Unterteilung Afrikas in Nordafrika und “Schwarzafrika” bildet zum einen die natürliche klimatische Zone der Sahara, die durch die Sahelzone die südlich der Sahara gelegenen Staaten geographisch, ökologisch, ethnisch und kulturell vom restlichen Afrika abtrennt. Während Nordafrika weitgehend mit dem Mittelmeerraum in wirtschaftlichen und kulturellen Austausch stand, waren die subsaharischen Staaten weitgehend isoliert. Die europäische Bezeichnung “Schwarzafrika” oder des “dunklen Kontinents” rührt daher neben der Hautfarbe der dort lebenden Menschen auch vom mangelnden europäischen Wissen über das Landesinnere Afrikas.

Empfehlung für den gegenwärtigen Sprachgebrauch


Bei der Anwendung des Begriffs “Schwarzafrika” wird ein Bild vermittelt, nach dessen Auffassung Menschen je nach ihrer Hautfarbe und Herkunft anders behandelt werden sollten. Unter Betrachtung des historischen Kontextes, der Namensgebung „Schwarzafrika“ für den südlichen Teil Afrikas, wird deutlich, dass diese Annahme dazu diente, die Hierarchisierung, Versklavung und Diskriminierung von Menschen zu legitimieren.

Die Verwendung des Begriffs “Schwarzafrika” ist im öffentlichen Sprachgebrauch zu vermeiden. Der Begriff “Schwarzafrika” wird durch die geographischen Bezeichnungen “Subsahara-Afrika” oder “Afrika südlich der Sahara” ersetzt. Beiden Alternativen ist der rassentheoretische Hintergrund weniger offenkundig, doch implizieren sie fälschlicherweise, dass afrikanische Staaten nördlich und südlich homogene Räume seien, weshalb auch diese beiden Begriffe nicht gänzlich frei von Kritik bleiben. Die Verwendung dieser beiden Begriffe dient mehr als neutrales Hilfskonstrukt, das versucht, diese reiche, vielfältige und große Weltregion zusammenzufassen. Im Vergleich zu Europa sehen sich viele Menschen dort primär nicht als Europäer, sondern jeweils ihrem jeweiligen Nationalstaat angehörig. So werden diese Menschen als Deutsche, Franzosen, Italiener etc. bezeichnet und weniger als Europäer. Ähnlich ist demnach zu empfehlen, dass die Verwendung des Begriffs “Schwarzafrika” vermieden wird und beispielsweise die jeweilige Nationalität als Bezeichnung herangezogen wird. Im Hinblick auf geographische Zusammenfassungen mehrerer Länder ist ebenfalls zu empfehlen, die Nationalstaaten gesammelt ihrer geographischen Lage als “Nord-, West-, Süd- oder Ostafrikaner” zu bezeichnen.

Referenzen und weiterführende Literatur


Antidiskriminierungs Büro (ADB) Köln / Öffentlichkeit gegen Gewalt e. V. (Hrsg.): Sprache schafft Wirklichkeit. Glossar und Checkliste zum Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch, Köln 2013, URL online unter: https://www.uni-hamburg.de/gleichstellung/download/antirassistische-sprache.pdf (zuletzt aufgerufen am 30.06.2021).

Awet, Kessete: Die Darstellung Subsahara-Afrikas im deutschen Schulbuch. Gesellschaftslehre, Erdkunde, Geschichte und Politik der Sekundarstufe I (Gesamtschule) in Nordrhein-Westfalen, 1. Aufl. 2018.

Arndt, Susan: Kolonialismus, Rassismus und Sprache. Kritische Betrachtungen der deutschen Afrikaterminologie 07/2004, veröffentlicht durch die Bundeszentrale für politische Bildung, URL online unter: https://www.bpb.de/gesellschaft/migration/afrikanische-diaspora/59407/afrikaterminologie (zuletzt aufgerufen am 30.06.2021).

https://www.univie.ac.at/tmb/schwarzafrika-gibt-es-nicht/ (zuletzt aufgerufen am 04.07.2021).

Zuletzt geändert am 15.07.2021 22:46 Uhr
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