Definition
Dieser Begriff aus der deutschen Kolonialzeit beschreibt den Prozess der 'Herabstufung' eines Europäers auf die gleiche Kulturstufe eines 'Eingeborenen'.¹ Neben dem gemeinsamen Leben mit der indigenen Bevölkerung, werden Eheschließungen ('Mischehen') weißer Siedler_innen mit einem Mitglied der indigenen Bevölkerung als regelrechte 'Entartung' der europäischen Identität seitens der weißen Siedlerschaft oder der Kolonialverwaltung betrachtet. Jene Menschen können so nicht mehr bei der systematischen Förderung einer kolonialen Erwerbspolitik mitwirken und werden deswegen herabgewürdigt.²
Einordnung in den wissenschaftlichen Kontext
Ursprünglich beschreibt der Begriff 'Kaffer' etymologisch den arabisch- islamischen Begriff für 'Ungläubige' (arabisch كافر kāfir). Im Zuge der europäischen Kolonisation wurde der Begriff zunehmend nicht nur für die nicht dem Islam angehörende Volksgruppe der Xhosa im südlichen Afrika zugeschrieben, sondern auch als abwertende Bezeichnung (französisch cafre/ englisch kaffir / eingedeutscht 'Kaffer') für andere Bantu- Völker pejorativ für südafrikanische Völkerschaften benutzt.³
Im Bezug auf die deutsche Kolonialgeschichte in Deutsch- Südwestafrika (dem heutigen Namibia), war der koloniale Rassismusgedanke innerhalb der Kolonie ein Glied zur Erhaltung hierarchischer Strukturen. Schon die herabwürdigende Bezeichnung 'Kaffer' für Schwarze Menschen, setzt eine konsequente Teilung der Gesellschaft in der Kolonie voraus, die ein Konzept schafft, welches die Einteilung von Menschen in 'Hautfarben' hervorruft.
Da ein/e Europäer/in ohne Bezug zur weißen Siedlerschaft objektiv keine Gewinne für die Kolonialverwaltung brachte, sollten staatliche und gesellschaftliche Maßnahmen, wie das Verbot der 'Mischehe', verhindern, dass weiße Menschen nicht aus der hierarchisch 'überlegenen' europäischen Bevölkerung austreten um somit das rassistisch legitimierte Hierarchieverhältnis zu bewahren. Der Prozess wird unter vielen Beispielen auch als eine gewisse Entwurzelung und kulturelle Annäherung an die indigene Bevölkerung dargestellt, welcher unter dem Begriff going native zusammengefasst wird.⁴
Die "Förderung geistigen Zusammenhanges"⁵ sollte in Form von Kolonialzeitungen, Schulen, Missionen oder Vereinen für die Sozialisation der Siedlerschaft geschehen, um eine Abhängigkeit zur weißen Siedlerbevölkerung zu erstellen und zu erhalten.
Empfehlungen für den gegenwärtigen Sprachgebrauch
Da im oben genannten Begriff die Möglichkeit des "Schwarz- Werdens"⁶ vorausgesetzt wird und somit bewusst ein rassistisches Hierarchieverhältnis geschaffen wird, sollte dieser Begriff nicht verwendet werden.
Verwendete Literatur
[1] Vgl. Merz, Sibille: "Verkafferung". In: Arndt, Susan (Hg.); Ofuatey-Alazard, Nadja (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. 2. Aufl., Münster, 2019, S. 697.
[2] Vgl. Deutsches Kolonial-Lexikon, Band III, 1920, S. 605.
[3] Vgl. "Cafre", bereitgestellt durch den Dictionnaire en ligne Le Robert <https://dictionnaire.lerobert.com/definition/cafre>, abgerufen am 05.01.2022.
[4] Vgl. Conrad, Sebastian: Deutsche Kolonialgeschichte, München⁴ 2019, S. 75- 78.
[5] Deutsches Kolonial- Lexikon, Band III, 1920, S. 605.
[6] Merz, Sibille: "Verkafferung". In: Arndt, Susan (Hg.); Ofuatey-Alazard, Nadja (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. 2. Aufl., Münster, 2019, S. 697.
Weiterführende Lektüre und Links
Käfer, Armin: Wie steht es um den Rassismus in Deutschland? Über das Schwarz-Weiß-Denken 06/2020, veröffentlicht durch die Stuttgarter Zeitung, URL online unter: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.wie-steht-es-um-den-rassismus-in-deutschland-ueber-das-schwarz-weiss-denken.f31f4a4d-9416-4c12-a4f3-4f07332ac127.html.
Osterhammel, Jürgen/ Jansen, Jan C.: Kolonialismus. Geschichte – Formen – Folgen, München⁷ 2012.
Schaper, Ulrike: Deutsche Kolonialgeschichte postkolonial schreiben: Was heißt das? 09/2019, veröffentlicht durch die Bundeszentrale für politische Bildung, URL online unter: https://www.bpb.de/apuz/297593/deutsche-kolonialgeschichte-postkolonial-schreiben-was-heisst-das.