Definition
Person of Color ist eine Selbstbezeichnung von Menschen, die sich nicht als ‘weiß’ definieren bzw. sich vom Konstrukt des ‚Weißseins‘ distanzieren. Der entsprechende Plural lautet People of Color, kurz: PoC. Hierbei kann die Bezeichnung mehrere Gruppen umfassen, wie z.B. BIPoC (Black, Indigenous, and People of Color), die als Gemeinsamkeiten geteilte Erfahrungen mit Rassismus, Ausgrenzung durch eine Mehrheitsgesellschaft und Zuschreibungen im Sinne von Othering erfahren haben.1
Einordnung in den wissenschaftlichen Kontext
Die ursprüngliche Bezeichnung gens de couleur entstammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde vorerst in den französischen Kolonien in der Karibik benutzt, um frei geborene oder aus der Sklaverei befreite Menschen, unterschiedlicher Herkunft, zu beschreiben.2 Im anglo-amerikanischen Raum wurde der Begriff um 1781 verwendet, um freigelassene Sklaven zu bezeichnen. In den USA konnten diese selbst Sklaven besitzen.3 Die US- Bürgerrechtsbewegung im 20. Jahrhundert verwendete jene Bezeichnung und andere Varianten wie Citizens of Color.4 In den 1960er bis 1980er Jahren proklamierten Aktivist_innen der Bewegung(en) vor allem die Bezeichnung People of Color als umfassende Sammelbezeichnung für Menschen mit Rassismuserfahrungen.5 Heute kann der Terminus als kollektive Selbstbezeichnung verstanden werden, die eine Solidarität bei Menschen mit Rassismuserfahrungen hervorruft. Demnach kann diese Bezeichnung auch als politischer Begriff verstanden werden, der zunehmend im öffentlichen und wissenschaftlichen Raum Gehör findet. Seit einigen Jahren existiert der Begriff in Deutschland und wird ohne deutsche Übersetzung verwendet, da mit der Direktübersetzung ‚Farbige Menschen‘ rassistische Konnotationen hervorgerufen werden. Im Zuge der Black Lives Matter (BLM) Bewegung rückt der Begriff PoC immer mehr in den Alltag Mehrheitsgesellschaften.6
Empfehlungen für den gegenwärtigen Gebrauch
Im Rahmen einer Empfehlung, sollte vermerkt sein, dass die Bezeichnung Person of Color oder People of Color keine diskriminierende Fremdbezeichnung für ein Kollektiv darstellt, sondern dass diese Bezeichnung gegenwärtig als politisch korrekt angesehen werden kann, die als internationale Selbstbezeichnung für Menschen mit Rassismuserfahrungen steht.7 Die Bezeichnung People of Color überdeckt Unterschiede zwischen Menschen mit Rassismuserfahrungen oder vereinfacht Komplexitäten.8 Dennoch kann die Bezeichnung eher verwendet werden, als eine Bezeichnung mit rassistisch konnotierten Inhalten. Es ist also auch davon abhängig, ob das Gegenüber darauf besteht, dass jene Selbstbezeichnung verwendet werden soll.
Verwendete Literatur
[1] Vgl. Kopp, Luvena: Black Lives Matter – eine Bestandsaufnahme 04(2022, veröffentlicht durch die Bundeszentrale für politische Bildung, URL online unter: https://www.bpb.de/themen/nordamerika/usa/507013/black-lives-matter-eine-bestandsaufnahme/ (zuletzt aufgerufen am 09.07.2022).
[2] Vgl. Kim, E. Tammy: The Perils of ‘‘People of Color‘‘ 07/2020, veröffentlicht durch newyorker.com, URL online unter: https://www.newyorker.com/news/annals-of-activism/the-perils-of-people-of-color (zuletzt aufgerufen am 09.07.2022).
[3] Vgl. Ha, Kien Nghi: ‘People of Color‘ als Diversity-Ansatz in der antirassistischen Selbstbennenungs- und Identitätspolitik 06/2013, veröffentlicht durch heimatkunde.boell.de, URL online unter: https://heimatkunde.boell.de/2009/11/01/people-color-als-diversity-ansatz-der-antirassistischen-selbstbenennungs-und (zuletzt aufgerufen am 09.07.2022).
[4] Vgl. Moses, Yolanda: Is the Term “People of Color” Acceptable in This Day and Age? 12/2016, veröffentlicht durch sapiens.org, URL online unter: https://www.sapiens.org/column/race/people-of-color/ (zuletzt aufgerufen am 09.07.2022).
[5] Vgl. Ha, Kien Nghi: ‘People of Color‘ als Diversity-Ansatz in der antirassistischen Selbstbennenungs- und Identitätspolitik 06/2013, veröffentlicht durch heimatkunde.boell.de, URL online unter: https://heimatkunde.boell.de/2009/11/01/people-color-als-diversity-ansatz-der-antirassistischen-selbstbenennungs-und (zuletzt aufgerufen am 09.07.2022).
[6] Vgl. Kopp, Luvena: Black Lives Matter – eine Bestandsaufnahme 04(2022, veröffentlicht durch die Bundeszentrale für politische Bildung, URL online unter: https://www.bpb.de/themen/nordamerika/usa/507013/black-lives-matter-eine-bestandsaufnahme/ (zuletzt aufgerufen am 09.07.2022).
[7] Vgl. Amadeu-Antonio-Stiftung, Glossar: Antisemitismus- und rassismuskritische Jugendarbeit, 2014, https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/w/files/pdfs/juan-faecher.pdf, S.15.
[8] Vgl. Pérez, Efrén: Black Leaders started using the term ‘‘people of color‘‘ in the 1960s. Today, it means something more 07/2020, veröffentlicht durch washingtonpost.com, URL online unter: https://www.washingtonpost.com/politics/2020/07/02/people-color-are-protesting-heres-what-you-need-know-about-this-new-identity/ (zuletzt aufgerufen 09.07.2022).
Weiterführende Lektüre
Röhlig, Marc: Deutschland: Wie People of Color auf ein Leben mit Rassismus vorbereitet werden 06/2020, veröffentlicht durch spiegel.de, URL online unter: https://www.spiegel.de/panorama/deutschland-wie-people-of-color-auf-ein-leben-mit-rassismus-vorbereitet-werden-a-9475f941-d876-4977-b8fd-f36869fe3de6.
Topçu, Canan: Rassismus in Deutschland: „Nicht mein Antirassismus!“ 10/2020, veröffentlicht durch sueddeutsche.de, URL online unter: https://www.sueddeutsche.de/politik/rassismus-deutschland-gastbeitrag-1.5043198.