NeueWelt

Definition

Dieser Begriff beschreibt die heutigen Gebiete Nord- und Südamerikas, unter anderem auch Australiens und Neuseelands. Er gilt als Gegenbegriff zur 'Alten Welt', bestehend aus Europa, Asien und Afrika.1 Im Kontext frühneuzeitlicher europäischer 'Entdeckungen' wurden jene von den Europäern unerforschten Gebiete, Gesellschaftsstrukturen und Flora und Fauna so bezeichnet. Die lateinischen Bezeichnungen terra nullius oder terra incognita gaben jene ideologischen Legitimationsansprüche zur Inbesitznahme und Unterwerfung dieser Gebiete, obwohl auch in Europa bekannt war, dass diese 'Neue Welt' durchaus bewohnt war.2

Einordnung in den wissenschaftlichen Kontext

Das Begriffspaar 'Alte Welt' und 'Neue Welt' entwickelte sich aus einer Benennung Amerigo Vespuccis des bis dahin erforschten amerikanischen Doppelkontinents.

Europäische Wissenssegmente sowie das christliche Weltbild wurden mit den Expeditionen und Eroberungen der Europäer in die Amerikas getragen. Das bislang weitergetragene Bild einer Welt war dadurch geprägt, dass auf den drei bekannten Kontinenten Europa, Afrika und Asien, sich nach der biblischen Erzählung im 1. Buch Mose, die Söhne Noahs Ham, Sem und Japhet ausbreiteten und deren Nachkommen die verschiedenen Völker bildeten.3 Dieses Ansicht konnte nicht mehr in das neue Weltbild passen.

Durch die Verwendung von jenen Begriffen konnten Legitimationsdenkmuster entstehen, welche Eroberungen, Enteignungen und Vertreibungen, die Zerstörung von Gesellschaften und Völkermorde ideologisch rechtfertigten.4 Die Kolonisation und Besiedlung durch 'weiße' Europäer_innen bestimmen die heutige soziale Realität dieser Gebiete. Die Verwendung des Begriffs 'Neue Welt' manifestiert eine eurozentrische Weltsicht und Geschichtsschreibung bezüglich einer 'Entdeckung' und Unterwerfung Amerikas.5

Empfehlungen für den gegenwärtigen Sprachgebrauch

Im Zuge der Verwendung jenes Begriffs wird ein eurozentrisches Weltbild suggeriert, in der indigene Bevölkerungen und Kulturen in den Hintergrund treten. Die Welt würde von Europa aus betrachtet werden und somit würden Zivilisierungsmissionen aus der Alten Welt in die Neue Welt getragen werden. Das asymmetrische Hierarchieverhältnis von Kolonisierenden und Kolonisierten würde dadurch deutlich zum Ausdruck gebracht werden.

So sollten diese Begriffe vor allem in der Schule Sach- und Schulbuchtexte kritisch betrachtet und entsprechend eingeordnet werden. Die Entdeckung der 'Neuen Welt' brachte die Zerstörung von indigenen Kulturen und Gesellschaftsstrukturen mit sich. Die Sinnhaftigkeit der Nutzung dieser Bezeichnung sollte im historischen Kontext und dessen Einordnung aufgefasst werden, um kritisches Denken bei Schülerinnen und Schülern zu entwickeln.

Verwendete Literatur

[1] Vgl. Danielzik, Chandra- Milena/ Bendix, Daniel: "Neue Welt". In : Arndt, Susan (Hg.); Ofuatey-Alazard, Nadja (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. 2. Aufl., Münster, 2019, S. 695.

[2] Vgl. ebenda.

[3] siehe 1. Mose 10.

[4] Vgl. Danielzik, Chandra- Milena/ Bendix, Daniel: "Neue Welt". In : Arndt, Susan (Hg.); Ofuatey-Alazard, Nadja (Hg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht. (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk. 2. Aufl., Münster, 2019, S. 695.

[5] Vgl. ebenda.

Weiterführende Lektüre

Matthies, Volker: Im Schatten der Entdecker. Indigene Begleiter europäischer Forschungsreisender. 1. Aufl., Berlin, 2018.

Zuletzt geändert am 24.07.2022 15:36 Uhr
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