Mohr

Definition

Der Begriff „Mohr“ beschreibt einen Menschen mit dunkler Hautfarbe und zumeist stereotypischen Merkmalen wie dicken Lippen, krausem Haar oder großen Ohrringen. Da der Begriff im modernen Sprachgebrauch kaum noch zur Erscheinung kommt, ist er den meisten Personen lediglich über seinen Plural „Mohren“ als Namenszusatz von Geschäften (bspw. Apotheken oder Restaurants) bekannt.

Etymologie

Das Wort „Mohr“ geht etymologisch sowohl auf das griechische „moros“ zurück, welches „töricht“ oder auch „dumm“ bedeutet. Aber auch auf das lateinische „maurus“, das für „schwarz“, „dunkel“ und „afrikanisch“ steht. Daraus wurde im Althochdeutschen „mor“ und davon „Mohr“ abgeleitet. Die Mehrzahl von „Mohr“ ist „Mohren“.

Zunächst bezeichnete der Begriff die Bewohner*innen des antiken und mittelalterlichen Nordafrikas (Mauren), allerdings wurde er bereits im Mittelalter zu einem verallgemeinernden Begriff für Menschen mit dunkler Hautfarbe. Diese Durchsetzung in der Sprache fand im Wesentlichen im 16. Jahrhundert ihre Vollendung. Die Vorstellung von „Mohren“ definierte sich speziell in Mitteleuropa nicht über tatsächliche Begegnungen, sondern zumeist über Reisebeschreibungen. Deswegen entstand eine stereotypische Darstellung von „Mohren“ mit äußerst dunkler Haut, dicken Lippen, krausem Haar und oft mit großen Ohrringen oder anderen Attributen. Diese Darstellungen sind zum Teil heute noch zu sehen. Zumeist in Form von Statuen, die den Eingang von Geschäften „zieren“, die den Beinamen „Mohren“ haben. Speziell ab dem 18 Jahrhundert wurde der Begriff vermehrt durch den Begriff „Neger“ abgelöst und gewann während dieser Entwicklung eine veränderte und verklärte Bedeutung. Treibkraft für diese Entwicklung war im Wesentlichen der Kolonialismus. Im Zuge der Kolonisierung wurde versucht, einen Gegensatz zwischen dem „edlen Mohren“ aus einer vorkolonialen Vorstellungswelt und dem „primitiven Neger“ in der kolonialen Vorstellungswelt zu entwickeln. Aus dieser Entwicklung heraus entstand die (zum Teil noch heute bestehende) Verbindung zwischen dem Begriff „Mohren“ und besonderen Heilkräften oder anderweitigen Künsten. Darin finden beispielsweise Benennungen von Apotheken oder Restaurants mit dem Begriff „Mohren“ ihre Erklärung.

Ab den 1960er Jahren ist eine beginnende kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff „Mohr“ zu erkennen gewesen. Vermehrt ist auf seine stigmatisierende Wirkung aufmerksam gemacht worden. Die darauffolgende Auseinandersetzung mit dem Begriff erscheint allerdings als äußerst mangelhaft. Grund hierfür ist die fehlende sprachliche Durchsetzung des Wortes im modernen Sprachgebrauch, die für ein fehlendes Bewusstsein für Wortherkunft und -bedeutung sorgt. Dieses fehlende Bewusstsein spiegelt sich speziell in aktuellen Umbenennungsdebatten wie der rund um die ehemalige „Mohren Apotheke“ (jetzt „Raths Apotheke am Brauereiviertel“) in Kiel wider. Im Zuge der „Black Lives Matter“-Bewegung entschied sich der Besitzer für die Umbenennung der Apotheke. Trotz der Aktualität des Themas stieß die Umbenennung bei vielen Kund*innen auf Unverständnis. Dies ist differenziert zu betrachten: Zum einen gibt es in solchen Diskussionen Personen, die ein rassistisch geprägtes politisches Kalkül verfolgen und aus diesem Antrieb heraus argumentieren. Auf der anderen Seite gibt es aber auch ein Unverständnis, welches mit einer gewissen Gewohnheit begründet wird, die mit einer Umbenennung dieser Art durchbrochen wird. Die Nachfragen und Rückmeldungen vieler Kund*innen der ehemaligen Mohren Apotheke zeigen, dass es in der breiten Gesellschaft kein vergleichbares Bewusstsein für den Namenszusatz „Mohren“ gibt, wie es für den Begriff „Neger“ zu beobachten ist.1

Empfehlungen für den aktuellen Sprachgebrauch

Die Verklärung des Begriffs „Mohr“ ist der Grund dafür, dass eine größere Aufklärung rund um den Begriff notwendig ist. Die Begriffsgeschichte muss in das Bewusstsein gerufen werden, um so beispielsweise die Wichtigkeit von Umbenennungsdebatten gesamtgesellschaftlich transparent zu machen. Somit muss der Begriff „Mohr“ nach Möglichkeit ein Sinnbild für Aufklärung werden und als Resultat dieser Aufklärung seinen Weg aus dem modernen Sprachgebrauch schaffen. Dadurch ist eine aufklärende Nutzung des Begriffs in der Quellensprache auch in der Zukunft von Nöten. Hierfür empfehlen sich entsprechende thematische Einheiten/Ausstellungen im Kontext Schule, in Museen und auch an der Universität. Dies kann anhand einer breiteren Thematisierung von aktuellen Debatten leicht handwerklich umgesetzt werden. Speziell im Kontext der „Black Lives Matter“-Bewegung wäre es mit Hilfe der gesteigerten Sensibilität für das Gesamtthema gut mit Schüler*innen, Studierenden und auch der breiten Bevölkerung umzusetzen, ein umfassendes Bewusstsein für Namensherkunft und -bedeutung zu schaffen.

Für die Alltagssprache lässt sich zusammengefasst feststellen, dass der Begriff „Mohr“ keinen geläufigen Begriff mehr darstellen sollte. Er reduziert eine Menschengruppe auf ihre Hautfarbe und/oder andere körperliche Merkmale und entwickelt somit ein rassistisches Klischee. Seine namensgebende Nutzung für Geschäfte, Straße usw. erscheint ebenso veraltet und findet die Begründung für ihre fortführende Beständigkeit lediglich in einer Verklärung des Begriffes, die bei näherer Betrachtung keine valide Grundlage besitzt. Dementsprechend gilt es mit der beschriebenen aufklärenden Arbeit dafür zu wirken, dass der Begriff in der Alltagssprache keine Verwendung mehr findet.


Quellen

1 https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/detail/apothekenpraxis/rassismus-debatte-naechste-mohren-apotheke-benennt-sich-um/, letzter Aufruf: 12.07.2021.

Weiterführende Literatur

Martin, Peter: Schwarze Teufel, edle Mohren. Afrikaner in Geschichte und Bewußtsein der Deutschen, Hamburg 2001.

Zuletzt geändert am 12.07.2021 15:50 Uhr
Powered by PmWiki