Definition
Der Begriff Conquista ist spanisch und bedeutet übersetzt ‚Eroberung‘. [1] Mit der sogenannten Conquista wird vor allem die Zeit Ende des 15. bis Mitte des 16. Jahrhunderts bezeichnet, in denen „weite Teile des amerikanischen Doppelkontinents sowie der Philippinen unter spanische Herrschaft gebracht [wurden]“ [2]. [3] Diese Bestrebungen gingen meist auf Privatleute, sogenannte Konquistadoren zurück. [4]
Einordnung
Dem Begriff der Konquista liegt häufig auch die Narration zugrunde, die Konquistadoren hätten als zahlenmäßig unterlegene Krieger gegen zahlenmäßig völlig überlegene indigene Völker gekämpft, wobei Conrad zufolge eigentlich primär indigene Gesellschaften untereinander gekämpft haben und die Konquistadoren als Kriegsakteure eine untergeordnete Rolle spielten. [5]
Die Konquistadoren haben ihr eigenen Wirken und Handeln in den nachträglichen Berichten und Erzählungen häufig übertrieben, um von ihren Auftraggebern besser bezahlt zu werden oder eine höhere Achtung ihrer Person zu erfahren. Huber beschreibt, dass diese Erzählungen der Konquistadoren jedoch in der Regel nicht kritisch hinterfragt wurden und als mündliche oder schriftliche Überlieferungen unreflektiert weitergetragen. [6]
Huber problematisiert, dass die Legenden um die Conquista und ihre Akteure dazu beitragen, Geschichten von Erfolg der Europäer*innen zu erzählen und erzeugen damit ein Narrativ in dem „die Europäer insgesamt auf die eine oder andere Art als der restlichen Menschheit überlegen gegolten haben“ [7]. [8]
Das Konzept der Konquista oder Konquistadoren ist auch eng mit kolonialistischen Konzepten wie Neue Welt oder Entdeckung Amerikas verknüpft, die ebenfalls das Narrativ der europäischen Erfolgsgeschichte reproduzieren. [9] Der Historiker Huber formuliert, dass die Konquistadoren bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts häufig als Entdecker oder Helden überhöht und stilisiert wurden. [10]
Es handelte sich bei den Konquistadoren meist um „junge[…] Männer aus den mittleren Gesellschaftsschichten und aus verschiedenen Berufsfeldern, die im Namen der Krone, aber ,auf eigene Kosten und aus freiem Willen´ in ihnen fremde Gebiete zogen“[11].
Empfehlungen
Für die Verwendung des Begriffs lässt sich feststellen, dass mit den Konquistadoren ohne geografischen Zusatz die Eroberer Spanisch-Amerikas gemeint sind. Das Wort besaß bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts eine positive Konnotation, da die Akteure und ihre Taten idealisiert wurden. Das gleiche Problem liegt auch bei mittelalterlichen Begriffen, wie „compaña“ (= kleine Beutegemeinschaft) vor. In der Geschichte wurden Konquistadoren auch mit irreführenden Begriffen wie „Soldaten“ gleichgesetzt. Dies geschah fälschlicherweise, da die Konquistadoren weder einen festen Sold erhielten, noch einem regulären Kriegsheer angehörten.[12] Der Begriff kann bei richtiger geographischer Zuordnung verwendet werden.
Verwendete Literatur
- Huber, Vitus: Die Konquistadoren. Cortés, Pizarro und die Eroberung Amerikas, München 2019.
- Huber, Vitus: Beute und Conquista. Die politische Ökonomie der Eroberung Neuspaniens (Campus Historische Studien 76), Frankfurt/New York 2019.
- Danielzik, Chandra-Milena/ Bendix, Daniel: Neue Welt (Eintrag), in: Arndt, Susan (Hrsg.): Wie Rassismus aus Wörtern spricht, (K)erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk, Münster 2011, S.695.
- https://www.derstandard.de/story/2000124316085/historiker-martin-zimmermann-konquistadoren-waren-wie-hungrige-schweine
[1] Vgl. Huber: Die Konquistadoren, S.7.
[2] Huber: Die Konquistadoren, S.7.
[3] Vgl. Huber: Die Konquistadoren, S.7.
[4] Vgl. Huber: Die Konquistadoren, S.7.
[5] Vgl. Huber: Die Konquistadoren, S.10.
[6] Vgl. Huber: Die Konquistadoren, S.82.
[7] Huber: Die Konquistadoren, S.113.
[8] Vgl. Huber: Die Konquistadoren, S.113.
[9] Vgl. Huber: Die Konquistadoren, S.7, 82.
[10] Vgl. Huber: Die Konquistadoren, S.8.
[11] Huber: Die Konquistadoren, S. 7.
[12] Vgl. Huber: Die Konquistadoren, S. 7-8.