Definition:
Eskimo ist eine ursprünglich von den aus Nordamerika stammenden Cree- und Algonkin verwendete Fremdbezeichnung für die indigenen Völker in Alaska, Grönland, Kanada und Sibirien. Die Bezeichnung Eskimo wird insbesondere von den Angehörigen der sich selbst als Inuit bezeichnenden Völker Kanadas und Grönlands aufgrund der Wortbedeutung, welche lange Zeit fälschlicherweise mit „Rohfleischesser“ übersetzt wurde, zum Teil als diskriminierend angesehen, während andere, verwandte Völkergruppen in Alaska und Sibirien (Yupik und Iñupiat) sie weiterhin als Bezeichnung akzeptieren.
Etymologie:
Die genaue Herkunft des Begriffes Eskimo ist unsicher. Bekannt ist die Verwendung seit dem 17. Jahrhundert. Linguisten rekonstruieren eine Ableitung des Begriffes über das Dänische („eskimo“) oder das Französische („esquimau“) aus einer indigenen nordostamerikanischen Algonkin-Sprache (Innu-aimun bzw. Montagnais). Ursprünglich verwendeten die Cree- und Algonkin den Begriff als Sammelbezeichnung, um sich von den mit ihnen nicht verwandten Gruppen des nördlichen Polargebietes abzugrenzen.
Als Bedeutung wird „Schneeschuh-Knüpfer“ angenommen, welches sich von dem Cree-Wort aayaskimeew ableitet. Die zunächst angenommene ursprüngliche Bedeutung „Esser von rohem Fleisch“ gilt heute als widerlegt. Allerdings ist diese Fehlübersetzung der Grund dafür, dass der Begriff Eskimo als diskriminierend gilt. Eine weitere Ableitung des Begriffs entnahm der Linguist Jose Mailhot der Sprache Innu-Montagnais, in der der Begriff Eskimo mit „Menschen, die eine andere Sprache sprechen“ übersetzt werden kann.
Empfehlungen zum Sprachgebrauch:
Eine allgemeingültige Empfehlung für den alltäglichen Sprachgebrauch ist schwer machbar. Die von Inuit gegründete Nichtregierungsorganisation Inuit Circumpolar Council möchte den Begriff Eskimo allgemein durch Inuit ersetzen. Allerdings gibt es keine übergeordnete Bezeichnung, die die Gesamtheit der indigenen Bevölkerung Alaskas, Sibiriens, Kanadas und Grönlands umfasst, die im Sprachgebrauch aller genannten Gruppen vorkommt. Somit wäre eine übergeordnete Bezeichnung immer eine Fremdbezeichnung.
Die weit verbreitete Auffassung, dass Inuit die korrekte Bezeichnung für die Gesamtheit der indigenen Bevölkerung Alaskas, Sibiriens, Kanadas und Grönlands ist, kann somit nicht bestätigt werden. Inuit, welches mit „Menschen“ übersetzt werden kann, kommt nicht im Sprachgebrauch aller zuvor genannten indigenen Gruppen vor.
Die Gesamtzahl der Arktisbewohner wird heute auf rund 160.000 geschätzt. Auf Grönland und Kanada entfallen mit 110.000 Zugehörige der indigenen Bevölkerung knapp 2/3 aller Arktisbewohner. In Alaska leben ungefähr 30.000 und weitere 10.000 bis 20.000 Arktisbewohner leben im nordöstlichen Sibirien. Die Zahlen verdeutlichen einerseits die Ausbreitung der indigenen Völker, von denen wir sprechen, andererseits zeigen sie auf, dass rund 2/3 der arktischen, indigenen Bevölkerung auf Grönland bzw. in Kanada leben. Somit lehnen gleichzeitig 2/3 die Bezeichnung Eskimo ab.
Trotz eines nicht zusammenhängenden und geographisch weiträumig verteilten Siedlungsgebietes weisen die indigenen Gruppen des nördlichen Polarkreises eine nahezu einheitliche Kultur und enge Sprachverwandtschaft aus. Je nach Region führen diese Menschen unterschiedliche Bezeichnungen, die allerdings alle in der Übersetzung „Mensch“ bedeuten. Somit führen die indigenen Gruppen jeweils eine Eigenbezeichnung in ihrer Sprache, die in der Wortbedeutung mit Mensch oder Menschen (Pl.) zu übersetzen ist. Der Begriff Inuit wird für Menschen in Nord- und Nordostkanada, sowie auf Grönland, wo zudem der speziellere Begriff Kalaallit verwendet wird, benutzt. Auf der sibirischen Tschuktschen-Halbinsel und auf der St.-Lorenz-Insel vor Alaska dominiert die Bezeichnung Yupik (auch Yuit), während in Westalaska die Bezeichnung Inupiat und in Nordalaska und Nordwestkanada Inuvialuit (auch Inuvialiut) vorherrscht. Zu den indigenen Völkern gehören überdies die mit den Yupik nahe verwandten Alutiiq (Sugpiaq).
Der Begriff Eskimo kann aufgrund der Verschiedenheit der Gruppen und der variierenden Übersetzungen als diskriminierend und politisch inkorrekt aufgefasst werden. Denn obwohl sich Berührungspunkte zwischen den verschiedenen Gruppen finden lassen, beanspruchen alle indigenen Völker unterschiedliche Bezeichnungen für sich. Ein Vorschlag, der für den täglichen Sprachgebraucht gemacht werden kann, ist, die Gruppen nicht als Gesamtheit, sondern einzeln zu betrachten und benennen. Jede der oben genannten indigenen Gruppen nutzt eine Eigenbezeichnung und sieht sich somit als eigenständig an. Eine Bezeichnung für die Gesamtheit der indigenen Gruppen wäre somit immer eine Fremdbezeichnung, wenn sie nicht von den Gruppen selbst vorgeschlagen und im Sprachgebrauch aller vorkommen würde.
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nützliche Links:
https://web.archive.org/web/20150518081326/https:/www.uaf.edu/anlc/resources/inuit-eskimo/
https://denstoredanske.lex.dk/inuit
https://www.dwds.de/wb/Eskimo
https://www.welt.de/kultur/plus212528427/Eskimo-rassistisch-Was-ist-an-dem-Wort-falsch-Ist-Inuit-besser.html
https://www.planet-wissen.de/kultur/voelker/inuit/index.html