Ausgabe 02|10
Miriam Schöps
Schulerfolg von Kindern mit Migrationshintergrund.
Einflüsse mehrsprachiger Sozialisation
Zusammenfassung:
Die Gesamtheit der Kinder mit Migrationshintergrund ist im deutschen
Bildungssystem benachteiligt, doch innerhalb dieser heterogenen Gruppe
bestehen große Disparitäten im Bezug auf den Schulerfolg. Daneben
existieren Unterschiede im Sprachgebrauch zwischen den
Migrantengruppen. Da Sprache als Medium der Wissensvermittlung in der
Schule eine hohe Bedeutung hat, stellt sich die Frage, welche
Auswirkungen ein mehrsprachiges Aufwachsen in der deutschen
Gesellschaft haben kann.
Im Beitrag wird durch eine Synopse aktueller und älterer
Forschungsergebnisse die Schulerfolgssituation von mehrsprachigen
Kindern mit Migrationshintergrund im deutschen Bildungssystem
analysiert, im Fokus steht der Einfluss einer mehrsprachigen
Sozialisation auf den Schulerfolg.
The entity of children with migration background is discriminated in
the German educational system, yet within this heterogeneous group
exist major disparities related to school success. Furthermore
differences in language usage between the different groups of migrants
can be found. As language has a high relevance in school, being the
medium of knowledge transfer, the question for possible impacts of a
multilingual socialization within the german society arises. Within
this paper, the situation of school success of multilingual children
with migration background in Germany is analyzed. The focus is set on
the influence of multilingualism on school success.
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Andrea Lanfranchi
Bildungsdisparitäten: Für was ist die Schule zuständig,
für was nicht?
Zusammenfassung:
Die Wirkungsanalyse bisheriger Massnahmen zur Erhöhung des Schulerfolgs
von Kindern mit Migrationshintergrund ergibt, dass sie zu spät kommen,
zu wenig lang dauern und zu punktuell angelegt sind. Sie müssen früher
ansetzen, länger dauern und ganzheitlicher angesiedelt werden. Vor
allem müssen diejenigen Kinder bzw. Familien von Beginn an (das heisst
ab Geburt) erreicht werden, die es am nötigsten haben. Die selektive
Prävention im Falle primärer sozialer Ungleichheiten wie familiäre
Deprivation ist aber nicht Aufgabe der Schule, sondern der Jugend- und
Familienhilfe. Die Schule kann erst zu einem späteren Zeitpunkt
Einfluss nehmen, u.a. dadurch, dass sie sekundäre soziale
Ungleichheiten wie ethnische Diskriminierung verhindert. Der hohe
Anspruch einer Bildungsgerechtigkeit erreichen wir somit mit
institutionellen Veränderungen im Sinne einer "Schule für alle",
zuallererst aber mit einer Stärkung der bedürftigen Familien.
The effect analysis of previous activities to improve the educational
attainment for children with immigration background shows that they are
too late, not long enough and too selective. They have to start
earlier, continue for longer periods of time and need to be set up in
more integral ways. In particular those children or families needing
the measures the most, have to be reached from the very beginning (that
means from birth). The prevention in case of primary social disparities
such as family deprivation is not the school's responsibility though,
but needs to be looked after by the youth and family assistance. The
school can only exert influence at a later point, amongst other things
by preventing secondary social disparities such as ethnic
discrimination. The high expectations regarding educational equity can
thus be accomplished by institutional changes in terms of a "school for
everybody", first and foremost however with strengthening needy
families.
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Wolfgang Zaschke
Praxisbericht: Fluchtpunkt Sonderschule
Zusammenfassung:
"Fluchtpunkt Sonderschule - Alternativen zur Abschiebung von Migranten
in die Förderschulen" ist ein laufendes, anfangs durch die Aktion
Mensch ermöglichtes Modell der Prävention in Praxis und Theorie. Der
Bericht stellt Chancen und Grenzen der Verbesserung von Schulkarrieren
dar, die sich aus einer Diversifizierung außerschulischer Förderung und
Beratung in drei Jahren ergaben. Daneben skizziert er die Ergebnisse
einer qualitativen Auswertung der Einzelfälle und der Perzeptionen der
im Verfahren relevanten Akteure: überrepräsentation von Migranten in
der Förderschule resultiert danach maßgeblich aus fehlender oder
falscher Diversifizierung von Unterricht, Förderung und Beratung in
Schulen, Jugendhilfe, Recht und Verwaltung. Das auf Zwangseinweisung
beruhende Verfahren wirkt prädominant und überformt alle Schritte
systemischer oder innerschulischer Reform, insbesondere Schritte zur
inklusiven Beschulung oder des "diversity managements". Die durch
Grundrechtseinschränkungen stabilisierte Struktur kann aber durch
Sensibilität und interkulturelle Kompetenz der Lehrkräfte, der Kinder-
und Jugendarbeiter und der örtlichen Bildungspolitik fallbezogen und
durch Verfeinerung und Vergleich professioneller Normen geöffnet
werden. Empfohlen wird ein konsequenter Perspektivenwechsel von
administrativem Management der Diversität auf die spezifische Kompetenz
und Verantwortung der Berufsgruppen, Träger, Adressaten und aktiven
Bürger.
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Anke Lengning, Katja Mackowiak und Nicole Matheis
Bindung und Emotionsregulation bei klinischen Stichproben
Zusammenfassung:
In dieser Studie wurden Zusammenhänge zwischen Bindung und der
Verwendung adaptiver und maladaptiver Emotionsregulationsstrategien bei
83 Kindern (8-14 Jahre) einer Kinder- und Jugendpsychiatrie mit
unterschiedlichen Diagnosen überprüft und im Vergleich zu unauffälligen
Stichproben dargestellt. Die Kinder bearbeiteten zur Klassifikation der
Bindungsorganisation das "Bochumer Verfahren zur Erfassung der
Bindungsmotivation" (Höner, 2000; Trudewind & Steckel, 1998) und
zur Erfassung habitueller Emotionsregulationsstrategien den "Fragebogen
zur Erhebung der Emotionsregulation bei Kindern und Jugendlichen"
(FEEL-KJ) von Grob und Smolenski (2005). Die Ergebnisse weisen auf
einen Zusammenhang zwischen psychischen Auffälligkeiten und
unangemessenem Bewältigungsverhalten hin. Weiterhin zeigte sich, dass
eine sichere Bindungsorganisation eine bessere Voraussetzung darstellt,
Belastungen adaptiv zu bewältigen, als eine unsichere
Bindungsorganisation.
In this study relationship between patterns of attachment and use of
adaptive and maladaptive emotion regulation strategies of 83 children
(aged between 8 and 14) with different diagnoses of mental disorders
was examined and compared with a non-clinical sample. The children
completed the "Bochumer Verfahren zur Erfassung der Bindungsmotivation"
(Höner, 2000; Trudewind & Steckel, 1998) to classify patterns of
attachment and - to receive their habitual emotion regulation
strategies - the "Fragebogen zur Erhebung der Emotionsregulation bei
Kindern und Jugendlichen" (Grob & Smolenski, 2005). The results
indicate a relationship between mental disorders and inadaquate
coping-behaviour. Furthermore, results show, that a secure attachment
is a better precondition to cope with stress in an adaptive manner than
an insecure attachment.
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Christian Eichfeld und Sylvia Trommer
übergewicht als Herausforderung und Aufgabe.
Risikofaktoren für die Entwicklung von übergewicht und Adipositas bei
Kindern und Jugendliche mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
Zusammenfassung:
Aktuelle Zahlen aus der Forschung sind alarmierend: Demnach sind 15%
der deutschen Kinder- und Jugendlichen übergewichtig! Im Artikel werden
Begriff, Klassifikation und Ursachen von Adipositas sowie
Risikofaktoren und deren besondere Bedeutung für Schüler im
Förderschwerpunkt geistige Entwicklung zusammengefasst. Auf Basis
einer Untersuchung zum Essverhalten von Jugendlichen an einer
Förderschule in Sachsen wird erarbeitet, dass sozioökonomische
Faktoren und die soziale Herkunft erhöhte Risiken darstellen, eine
Gesundheitsstörung wie Adipositas zu entwickeln. Sieht man diese
Risikofaktoren im Kontext zur familiären Situation, so wird deutlich,
dass die Institution Schule eine enorme und wachsende Verantwortung
hinsichtlich des Erlernens gesundheitsförderlichen Verhaltens hat.
Dazu zählen die curriculare Behandlung gesundheitsrelevanter Themen
im Unterricht und die praktische Umsetzung im Schulalltag.
Topical figures from the research are alarming: Therefore, 15% of the
German children and youngster are overweight! Concept, classification
and causes of Adipositas as well as risk factors and their special
meanings for pupils with intellectual disabilities are summarised in
the article. On the basis of an investigation into eating behaviour of
youngsters in a special school in Saxony it is compiled that raised
risks explain to socioeconomic factors and the social origin to develop
a health disturbance like Adipositas. If one sees these risk factors in
the context to the informal situation, it becomes clear that the
institution school has a huge and growing responsibility concerning the
adapting of behaviour conducive to health. In addition count the
curricular treatment of subjects relevant for health in the lessons and
the practical conversion in school everyday life.
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Anna-M. Peters
Praxisbericht: Schließt eine geistige Behinderung die
Nutzung des Persönliches Budgets aus? Ein Blick auf das Für und Wider
Zusammenfassung:
In öffentlichkeit und Fachwelt werden Menschen mit geistiger
Behinderung vermehrt Selbstbestimmung ab- und Defizite und damit
verbunden oftmals paternalistische Fürsorgemaßnahmen zugeschrieben.
Allerdings kann hier konstatiert werden, dass diese Menschen zu
Selbstbestimmung und Selbständigkeit, Steigerung ihrer Lebensqualität
und einer gleichberechtigte Teilhabe am alltäglichen Leben der
Gesellschaft fähig sind, wenn sie dementsprechende Unterstützung
erfahren. Das Persönliche Budget nach dem Arbeitgeber-Modell als Form
der persönlichen Assistenz kann Teilhabe und Integration,
Selbstbestimmung und Wahlfreiheit verbessern. An dieser Stelle soll ein
Blick auf das Für und Wider der persönlichen Assistenz als Möglichkeit
für Menschen mit geistiger Behinderung erfolgen.
It's assumed by public and experts that people with intellectual
disabilities are incapable to self-determination about theire everyday
decisions. It's a deficit-view and generated often paternalistic
welfare measures. However, it can be stated that these people are
capable of self-determination and independence. They can improve their
quality of life and are capable of equal participation in the everyday
life of society. They just need a special assistance and a
corresponding support. When mentally handicapped people use the
Personal Budget, then they are employer. They get financial mediums to
buy services for themselves according to their individual support. This
kind of personal assistance can improve and realize participation and
inclusion, autonomy and choice. At this point follows a look at the
pros and cons of the Personal Budget for people with intellectual
disabilities.
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