Heilpädagogik online

 

 

Jahrgang 8 (2009)

Ausgabe 04|09

Christel Rittmeyer
Aspekte und Möglichkeiten der Prävention von Verhaltensstörungen in Arbeitsfeldern der Sozialarbeit

Zusammenfassung:
In diesem Beitrag zeigt die Autorin die Bedeutung der Prävention bezogen auf das sozial-emotionale Verhalten auf. Sie weist nach, dass die sogenannte "sozial-kognitive Informationsverarbeitung" ein zentraler Schutzfaktor ist und dass mit dem Programm "Lubo aus dem All" die sozial-kognitive Informationsverarbeitung unterstützt werden kann. Das Programm kann in verschiedenen Feldern der sozialen Arbeit eingesetzt werden: in Kindertagesstätten, Offenen Ganztagsschulen und Förderschulen. Abschließend wird darauf hingewiesen, dass Gefährdungen und Ressourcen emotionaler Kompetenz noch wenig erforscht sind.

In this article the author points out the importance of prevention concerning social-emotional behavior. She shows that the so called "social-cognitive information processing" is a central protective factor and that the program "Lubo aus dem All" can support social-cognitive information processing. The program can be used in several fields of social work: in day care centers for children, full time schools and schools for special education. Finally the author shows that there has been slightly research on risks and resources of emotional competences yet.
Download!

Armin Castello und Anne Weihrauch
Pädagogisches Handeln an Schulen für Erziehungshilfe

Zusammenfassung:
Der Artikel stellt zunächst allgemeine Informationen und danach besondere Problembereiche der Schulen für Erziehungshilfe dar. Möglichkeiten zur Bewältigung der besonderen Anforderungen an das Lehrerkollegium werden diskutiert. Anhand eines Fallszenarios wird schließlich mit Hilfe einer Untersuchung an 25 Schulen für Erziehungshilfe im Land Baden-Württemberg ein Einblick in das pädagogische Handeln ermöglicht. Diese fallbezogene Befragung von n=156 Lehrer bezieht sich auf das Einhalten von Strukturen, Unterrichtsstörungen, gewalttätiges Verhalten, pädagogische Konsequenzen, Optimierungsmöglichkeiten der Arbeit und die Rahmenbedingungen an Schulen für Erziehungshilfe. Die große Varianz pädagogischer Handlungsformen wird kritisch diskutiert.

First, general information and specific problems within schools for childcare and education and ways to cope the unique demands made on teachers are discussed. Based on a corresponding case n=156 teachers out of 25 schools for childcare and education in Baden-Württemberg provided an insight into their pedagogic course of action. The survey included observing rules, behavioral disorders, violent behavior, pedagogical consequences and ways to optimize works' basic conditions within schools for childcare and education. The wide distribution of the observed pedagogical practice is discussed critically.
Download!

Helga Rüschenschmidt und Bardo Schaffner
Kevin, Chantal und Co.- Über den konstruktiven Umgang mit "schwierigen" Schülern

Zusammenfassung:
In diesem Beitrag werden wesentliche Sichtweisen systemischen Denkens über das Verhalten "schwieriger" Schüler dargelegt und in ihrer Bedeutung für pädagogisches Handeln erläutert. Dazu werden systemische von personenbezogenen Sichten abgegrenzt. Insbesondere wird dem Gedanken nachgegangen, dass nicht die Ursachen "problematischen" Verhaltens von Schülern erklärungsbedürftig sind, sondern das Andauern dieses Verhaltens über längere Zeiträume. Es werden vier "Stützen" dieses Problemverhaltens identifiziert. Schließlich werden Anregungen gegeben, wie über den "Entzug" der ungewollten Unterstützung Veränderungen im Verhalten von "schwierigen" Schülern angeregt werden können.

This contribution demonstrates essential perspectives of systemic thinking on the behaviour of "difficult" students and their importance for pedagogic behaviour. For that purpose, personal views are separated from systemic views. What appears to be especially in need of an explanation is the constancy of students' problematic behaviour for a longer period of time, rather than its cause. A model of four kinds of support of problematic behaviour is developed. Finally, suggestions are provided as to how the behaviour of "problematic" students may be changed by "withdrawing" its support.
Download!

Heinrich Schurad
Praxisbericht: Projekte der Caritas für Menschen mit Behinderung im Kosovo

Zusammenfassung:
Caritas International arbeitet seit dem Jahr 2000 im Kosovo. In der Stadt Prizren übernahm sie im Jahre eine Förderschule für Hörgeschädigte, die in den folgenden Jahren wieder aufgebaut und erweitert wurde. Der Schule wurden dann ein Labor für die Anpassung von Hörgeräten und ein Integrativer Kindergarten angefügt. Der hier vorliegende Text berichtet aus dem Blickwinkel eines ehemaligen Schulleiters einer deutschen Förderschule, der diesen Prozess begleitete.

Since 2000 Caritas International works in Cosovo. In the town of Prizren Caritas took the responsibility for a special school for partially deaf, which was being rebuild and extended. A laboratory for the adjustement of hearing aids and an integrative kindergarten were added to the school. This article gives a report from the perspective of a former headmaster of a german special school, who coached this process.
Download!


Ausgabe 02|09

Albert Ziegler
"Ganzheitliche Förderung" umfasst mehr als nur die Person: Aktiotop- und Soziotopförderung

Abstract:
Nach einer kritischen Besprechung zentraler Annahmen traditioneller Hochbegabungskonzeptionen werden wichtige Argumente für einen handlungsbasierten Zugang zu Leistungsexzellenz und deren Entwicklung präsentiert. Es wird der prototypische Verlauf der Expertisierung skizziert und anschließend das Aktiotop-Modell vorgestellt. Die Bedeutung von Soziotopen wird herausgestrichen. Als Hauptergebnis wird festgehalten, dass ein ganzheitlicher Förderansatz sowohl die Person als auch Ko-Adaptationen und die Lernumwelt adressieren muss.

After a critique of traditional conceptions of giftedness arguments will be presented in favour of an action oriented approach to achievement excellence and its development. An outline is given of a prototypical trajectory to eminence and, subsequently, the actiotope model is introduced. The importance of sociotopes is highlighted. As a main result of this contribution it will be determined that a holistic approach has to equally address the person and the learning environment.
Download!

Heidrun Stöger
Die Identifikation Hochbegabter basierend auf einem systemischen Begabungsansatz und deren Relevanz für Begabte mit heilpädagogischem Förderbedarf

Abstract:
Die Identifikation Hochbegabter ist ein für die Schul- und Unterrichtspraxis wichtiges Thema. Je nach Begabungsmodell werden unterschiedliche Vorgehensweisen gewählt. In der Praxis endet der Identifikationsprozess jedoch häufig schon mit der Feststellung einer Hochbegabung, eine mögliche Förderung wird jedoch weitgehend vernachlässigt. In diesem Beitrag wird das Identifikationsmodell ENTER und seine Umsetzung basierend auf dem Aktiotop-Modell der Hochbegabung vorgestellt. Da es sich bei diesem Begabungsmodell um einen systemischen Ansatz handelt, dessen Anliegen nicht die Identifikation von Personen, sondern die Identifikation eines Lernpfades ist, der zu Leistungsexzellenz führt, endet der Prozess nicht mit der Identifikation bestimmter Persönlichkeitseigenschaften, wie Intelligenz oder Kreativität, sondern umfasst auch die Identifikation optimaler Fördermöglichkeiten. Nach einem kurzen Überblick über ENTER und relevante Aspekte des Aktiotop-Modells werden die auf jeder Stufe von ENTER interessierenden Informationen dargestellt. Da die Identifikation begabter Schüler mit heilpädagogischem Förderbedarf bislang weitgehend vernachlässigt wurde, werden abschließend die praktischen Einsatzmöglichkeiten von ENTER für diese Personengruppe diskutiert.

The identification of gifted students is a topic significant in the field of scholastic education and instruction. In accordance with different theoretical models of giftedness, choices must be made among the various procedures used in identification. In practice, the identification process usually ends with the ascertainment of giftedness, whereby such assessments usually neglect to explore feasible methods of encouragement. This contribution introduces the ENTER model of identification, and its implementation, which find their basis in the Actiotope Model of Giftedness. In that this talent model is essentially a systemic approach, which aims not to identify persons but rather a learning path which would lead a person to achievement excellence, the process does not conclude with the identification of specific personality traits such as intelligence or creativity, but rather also encompasses the identification of optimal methods to further develop the talents of the individual in question. Following a brief overview of ENTER and relevant aspects of the Actiotope Model, pertinent information will be discussed for each of the steps comprising ENTER. Since the identification of gifted pupils with a need for remedial support has been largely neglected in the past, a subsequent discussion will address the practical application of ENTER with regard to this group of persons.
Download!

Bettina Harder
Twice exceptional - in zweifacher Hinsicht außergewöhnlich: Hochbegabte mit Lern-, Aufmerksamkeits-, Wahrnehmungsstörungen oder Autismus

Abstract:
Hochbegabte Kinder mit einer Begleitstörung bilden bezüglich ihrer Symptome eine äußerst heterogene Personengruppe, wodurch sie schwer zu identifizieren sind. Insbesondere spezifische Begabungen werden leicht übersehen und eine adäquate Förderung bleibt aus. Dieser Artikel erläutert zunächst die Charakteristiken von Hochbegabten mit Lernschwächen, ADHS, Autismus und sensorischen Beeinträchtigungen und die damit einhergehenden Probleme. Anschließend werden Hinweise zum diagnostischen Vorgehen und zur Förderung der Kinder dargestellt, wobei individualisierter, inhaltlich und instruktionsmethodisch angepasster Unterricht sowie die Berücksichtigung nicht-kognitiver Bedürfnisse bei der Gestaltung der Schulumgebung, spezielle Fördermaßnahmen und offene Kommunikation zwischen allen beteiligten Personen im Gesamtförderrahmen maßgeblich sind.

Twice exceptional children (gifted and disabled) show very heterogenic symptoms and are therefore hard to identify. Especially particular gifts often remain undetected and unsupported. This article first describes the characteristics of twice exceptional children with learning disabilities, ADHD, autism and sensory impairments and the accompanying problems. Then it treats particularities in identification procedures and characteristics of appropriate educational programs which should include individualized programming accommodated for contents and instructional methods, the creation of a school environment suiting the children's noncognitive needs, special treatments and open communication between all persons concerned in the nurturing framework.
Download!

Philipp Martzog, Heidrun Stöger und Albert Ziegler
Neue empirische Befunde zum Underachievement Hochbegabter

Abstract:
Kognitive Hochbegabung wird teilweise zu unrecht mit hervorragenden (Schul-) Leistungen gleichgesetzt. Dieser Artikel befasst sich mit Gruppen hochbegabter SchülerInnen, die weit hinter ihrem Leistungspotential zurück bleiben. Zunächst wird eine Klärung des Begriffs Underachievement vorgenommen. Anschließend werden Erklärungsmodelle und auslösende sowie aufrechterhaltende Bedingungen des Phänomens Underachievement diskutiert. Einen Schwerpunkt bilden hierbei neuere Befunde zu Defiziten in motorischen Fertigkeiten, die bislang weitgehend vernachlässigt wurden. Der Artikel schließt mit Empfehlungen zu einer systematischen Vorgehensweise bei der Diagnostik von Underachievement sowie mit überlegungen und Befunden zu Interventionsmöglichkeiten.

Cognitive giftedness is partly incorrectly equated with excellent achievement. This article focuses on groups of gifted students who fall far behind their actual potential for achievement. Starting with a definition of the concept of academic underachievement, we proceed with a discussion of conditions that cause and influence the development of underachievement. In this line special emphasise is put on empirical results that refer to deficits in motoric skills as one condition for underachievement, which heretofore has been neglected. The article closes with recommendations about a systematic identification approach of underachievement, as well as with results and considerations concerning methods of interventions.
Download!

Christine Sontag und Julia Schäfer
Fördermöglichkeiten für Hochbegabte

Abstract:
Im Beitrag wird auf verschiedene Fördermöglichkeiten für Hochbegabte eingegangen. Zunächst werden die in Deutschland gängigsten Akzelerations- und Enrichmentmaßnahmen beschrieben und aus empirisch-wissenschaftlicher Sicht bewertet. Da im Einzelfall eine für die jeweiligen Personen sinnvolle Kombination aus Fördermaßnahmen zusammengestellt werden muss, werden im Weiteren integrierte Förderstrategien thematisiert. Vor dem Hintergrund der Gestaltung individueller Lernpläne wird auch die Förderung Hochbegabter mit Beeinträchtigungen diskutiert.

In general, a wide variety of educational services and programs is available to gifted persons. Initially, the most common methods of acceleration and enrichment are described and assessed from an empirical-scientific point of view. Because in each particular case a sensible combination of measures should be compiled to fit the respective persons' goals and needs, integrated strategies are addressed next. Against the background of creating individual learning plans, the promotion of gifted individuals with specific disabilities is discussed.
Download!

Robert Grassinger
Beratung Hochbegabter

Abstract:
Beratung zählt zu den ureigensten Aufgaben heilpädagogischen Handelns, im Besonderen auch die Beratung Hochbegabter. In einführenden Zeilen werden Beratung und Hochbegabung definiert und primär, sekundär als auch tertiär präventive Beratungsanlässe in der Hochbegabtenberatung vorgestellt. Mit dem ENTER-Triple L-Modell wird daraufhin ein evaluiertes Beratungsmodell beschrieben, das sämtliche Beratungsanlässe adressiert. Es besteht aus den drei Beratungskonzepten Lernberatung, Lernplan und Lernpfad (Triple L), die jeweils in fünf Beratungsphasen unterteilt sind: Explore, Narrow, Testing, Evaluate und Review (ENTER). Die Lernberatung ist indiziert bei primär und sekundär präventiven Anlässen, während Lernplan und Lernpfad für primär und tertiär präventive Anlässe konzeptualisiert wurden.

Counselling is an essential task for remedial teacher also counselling the gifted. First, a definition of counselling and giftedness and primary, secondary and tertiary preventive causes for counselling the gifted will be presented. After that the ENTER-Triple L-model will be described as a model which addresses all causes for counselling the gifted. The ENTER-Triple L - model consists of the counselling concepts learning-way, learning-plan, and learning-path (Triple L), which are subdivided in five counselling-phases: Explore, Narrow, Testing, Evaluate, and Review (ENTER). The learning- way is indicated by primary and secondary counsellingcauses, whereas learning-plan and learning-path are conceptualized for primary and tertiary causes for counselling the gifted.
Download!

Ausgabe 01|09

Saskia Erbring/ Bettina Amrhein
Förderschulen als Kompetenzzentren - Chance für echte Schulentwicklung oder Burnout-Rezept für Lehrerinnen und Lehrer?

Abstract:
In diesem Artikel werden Perspektiven für eine erfolgversprechende Systemveränderung im Förderschulwesen hin zu einem Verständnis von Sonderpädagogik als subsidiärem Element in einer inklusiven Schullandschaft diskutiert. Die in NRW in einer Pilotphase zum Schuljahr 2008/2009 eingeführten Kompetenzzentren zur sonderpädagogischen Förderung dienen dabei als Beispiel. Ansätze der Schulentwicklungsforschung, Erfahrungen aus der Zusammenarbeit von Lehrkräften sowie Studien zum Gemeinsamen Unterricht werden herangezogen, um Risiken für die Lehrpersonen an Kompetenzzentren zu skizzieren und Hinweise für den Erfolg des Projektes zu geben. Mit konkreten Anregungen zur Förderung des professionellen Selbstverständnisses der Lehrpersonen und der Entwicklung einer transprofessionellen Berufsidentität werden zentrale Ansatzpunkte aufgezeigt, um die nun begonnenen Schulentwicklungsprozesse zu unterstützen. Sinnvolle flankierende Rahmenbedingungen werden vorgeschlagen.

This article discusses prospects for a promising change in the school system with focus on special needs education as a subsidiary element in inclusive school settings. It takes as an example for such discussion so-called 'competence centres' introduced in a pilot scheme in the school year of 2008/2009 for the advancement of special needs education in the federal state of North Rhine-Westphalia in Germany. In this context, studies on integrative education are identified in order to outline the risks involved for personnel at competence centres. Key targets are seen in the development of the professional ethos of teachers as well as in the development of a transprofessional identity.
Download!

Ingeborg Hedderich/ Susanne Hegner
Multiprofessionalität in der Körperbehindertenpädagogik - Zusammenarbeit von Pädagogen und Therapeuten im Auftrag einer ganzheitlichen Förderung

Abstract:
Obwohl über die Notwendigkeit zu multiprofessioneller Teamarbeit weitgehend Konsens besteht, stößt ihre praktische Umsetzung häufig auf Schwierigkeiten. Die bisherige Kooperationsforschung bezieht sich auf Aspekte des Zusammenwirkens von Regel- und Sonderpädagogen in integrativen Kontexten. Ausgehend von diesen Untersuchungen wurde eine Studie zu Chancen und Problemen bei interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen pädagogischen und therapeutischen Fachkräften bei der Förderung von Schülern mit Körperbehinderung konzipiert. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern Anregungen und Empfehlungen für die Praxis.

There is a strong agreement for interprofessional team work but we frequently see difficulties when it comes to working days. Current research in co-operation theory refers to the co-working among regular teachers and teachers for children with handicaps. Keeping these ideas in mind I created a survey evaluating strength, opportunities, weaknesses and threats for colaboration of teachers and therapists. This might provide new insights, stimulations and recommendations for the practical work.
Download!

Pierre Walther
Verhaltensauffälligkeiten an Förderschulen für Lernhilfe - Ergebnisse einer Lehrerbefragung

Abstract:
Die vorliegende Studie hat das Ziel eine Prävalenz von Verhaltensauffälligkeiten an Förderschulen für Lernhilfe abzubilden. Anhand von TRF-Werten von 199 Schüler/innen soll eine Annäherung an die Prävalenz von Verhaltensauffälligkeiten an diesen Schulen erreicht werden. Die Ergebnisse zeigen, dass Schüler/innen der Förderschule für Lernhilfe hoch belastet sind, allerdings weniger von einem typischen Störungsbild gesprochen werden kann. Die Ergebnisse werden diskutiert.

This article describes a study that aims to identify the prevalence of behavioral disorders on German schools for students with learning disabilities. 199 students were tested using the TRF. Results show that these students had high scores on behavioural disorders whereas a typical disorder couldn't be found. Results are being discussed.
Download!