Ausgabe 02|09
Albert Ziegler
"Ganzheitliche Förderung" umfasst
mehr als nur die Person: Aktiotop- und Soziotopförderung
Abstract:
Nach einer kritischen Besprechung zentraler Annahmen traditioneller
Hochbegabungskonzeptionen werden wichtige
Argumente für einen handlungsbasierten Zugang zu Leistungsexzellenz
und deren Entwicklung präsentiert. Es wird
der prototypische Verlauf der Expertisierung skizziert und
anschließend das Aktiotop-Modell vorgestellt. Die Bedeutung
von Soziotopen wird herausgestrichen. Als Hauptergebnis
wird festgehalten, dass ein ganzheitlicher Förderansatz
sowohl die Person als auch Ko-Adaptationen und die
Lernumwelt adressieren muss.
After a critique of traditional conceptions of giftedness arguments
will be presented in favour of an action oriented approach
to achievement excellence and its development. An
outline is given of a prototypical trajectory to eminence and,
subsequently, the actiotope model is introduced. The importance
of sociotopes is highlighted. As a main result of
this contribution it will be determined that a holistic approach
has to equally address the person and the learning
environment.
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Heidrun Stöger
Die Identifikation Hochbegabter basierend
auf einem systemischen Begabungsansatz
und deren Relevanz für Begabte
mit heilpädagogischem Förderbedarf
Abstract:
Die Identifikation Hochbegabter ist ein für die Schul- und
Unterrichtspraxis wichtiges Thema. Je nach Begabungsmodell
werden unterschiedliche Vorgehensweisen gewählt. In
der Praxis endet der Identifikationsprozess jedoch häufig
schon mit der Feststellung einer Hochbegabung, eine mögliche
Förderung wird jedoch weitgehend vernachlässigt. In
diesem Beitrag wird das Identifikationsmodell ENTER und
seine Umsetzung basierend auf dem Aktiotop-Modell der
Hochbegabung vorgestellt. Da es sich bei diesem Begabungsmodell
um einen systemischen Ansatz handelt, dessen
Anliegen nicht die Identifikation von Personen, sondern die
Identifikation eines Lernpfades ist, der zu Leistungsexzellenz
führt, endet der Prozess nicht mit der Identifikation bestimmter
Persönlichkeitseigenschaften, wie Intelligenz oder
Kreativität, sondern umfasst auch die Identifikation optimaler
Fördermöglichkeiten. Nach einem kurzen Überblick über
ENTER und relevante Aspekte des Aktiotop-Modells werden
die auf jeder Stufe von ENTER interessierenden Informationen
dargestellt. Da die Identifikation begabter Schüler mit
heilpädagogischem Förderbedarf bislang weitgehend vernachlässigt
wurde, werden abschließend die praktischen
Einsatzmöglichkeiten von ENTER für diese Personengruppe
diskutiert.
The identification of gifted students is a topic significant in
the field of scholastic education and instruction. In accordance
with different theoretical models of giftedness, choices
must be made among the various procedures used in identification.
In practice, the identification process usually ends
with the ascertainment of giftedness, whereby such assessments
usually neglect to explore feasible methods of encouragement.
This contribution introduces the ENTER model
of identification, and its implementation, which find their basis in
the Actiotope Model of Giftedness. In that this talent
model is essentially a systemic approach, which aims
not to identify persons but rather a learning path which
would lead a person to achievement excellence, the process
does not conclude with the identification of specific personality
traits such as intelligence or creativity, but rather also
encompasses the identification of optimal methods to further
develop the talents of the individual in question. Following
a brief overview of ENTER and relevant aspects of
the Actiotope Model, pertinent information will be discussed
for each of the steps comprising ENTER. Since the identification
of gifted pupils with a need for remedial support has
been largely neglected in the past, a subsequent discussion
will address the practical application of ENTER with regard
to this group of persons.
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Bettina Harder
Twice exceptional - in zweifacher Hinsicht
außergewöhnlich: Hochbegabte
mit Lern-, Aufmerksamkeits-, Wahrnehmungsstörungen
oder Autismus
Abstract:
Hochbegabte Kinder mit einer Begleitstörung bilden bezüglich
ihrer Symptome eine äußerst heterogene Personengruppe,
wodurch sie schwer zu identifizieren sind. Insbesondere
spezifische Begabungen werden leicht übersehen und eine
adäquate Förderung bleibt aus. Dieser Artikel erläutert zunächst
die Charakteristiken von Hochbegabten mit Lernschwächen,
ADHS, Autismus und sensorischen Beeinträchtigungen
und die damit einhergehenden Probleme. Anschließend
werden Hinweise zum diagnostischen Vorgehen und
zur Förderung der Kinder dargestellt, wobei individualisierter,
inhaltlich und instruktionsmethodisch angepasster Unterricht
sowie die Berücksichtigung nicht-kognitiver Bedürfnisse
bei der Gestaltung der Schulumgebung, spezielle Fördermaßnahmen
und offene Kommunikation zwischen allen
beteiligten Personen im Gesamtförderrahmen maßgeblich
sind.
Twice exceptional children (gifted and disabled) show very
heterogenic symptoms and are therefore hard to identify.
Especially particular gifts often remain undetected and unsupported.
This article first describes the characteristics of
twice exceptional children with learning disabilities, ADHD,
autism and sensory impairments and the accompanying
problems. Then it treats particularities in identification procedures
and characteristics of appropriate educational programs
which should include individualized programming accommodated
for contents and instructional methods, the
creation of a school environment suiting the children's noncognitive
needs, special treatments and open communication
between all persons concerned in the nurturing framework.
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Philipp Martzog, Heidrun Stöger und Albert Ziegler
Neue empirische Befunde zum Underachievement
Hochbegabter
Abstract:
Kognitive Hochbegabung wird teilweise zu unrecht mit hervorragenden
(Schul-) Leistungen gleichgesetzt. Dieser Artikel
befasst sich mit Gruppen hochbegabter SchülerInnen,
die weit hinter ihrem Leistungspotential zurück bleiben. Zunächst
wird eine Klärung des Begriffs Underachievement
vorgenommen. Anschließend werden Erklärungsmodelle und
auslösende sowie aufrechterhaltende Bedingungen des Phänomens
Underachievement diskutiert. Einen Schwerpunkt
bilden hierbei neuere Befunde zu Defiziten in motorischen
Fertigkeiten, die bislang weitgehend vernachlässigt wurden.
Der Artikel schließt mit Empfehlungen zu einer systematischen
Vorgehensweise bei der Diagnostik von Underachievement
sowie mit überlegungen und Befunden zu Interventionsmöglichkeiten.
Cognitive giftedness is partly incorrectly equated with excellent
achievement. This article focuses on groups of gifted
students who fall far behind their actual potential for
achievement. Starting with a definition of the concept of
academic underachievement, we proceed with a discussion
of conditions that cause and influence the development of
underachievement. In this line special emphasise is put on
empirical results that refer to deficits in motoric skills as
one condition for underachievement, which heretofore has
been neglected. The article closes with recommendations
about a systematic identification approach of underachievement,
as well as with results and considerations concerning
methods of interventions.
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Christine Sontag und Julia Schäfer
Fördermöglichkeiten für Hochbegabte
Abstract:
Im Beitrag wird auf verschiedene Fördermöglichkeiten für
Hochbegabte eingegangen. Zunächst werden die in Deutschland
gängigsten Akzelerations- und Enrichmentmaßnahmen
beschrieben und aus empirisch-wissenschaftlicher Sicht bewertet.
Da im Einzelfall eine für die jeweiligen Personen
sinnvolle Kombination aus Fördermaßnahmen zusammengestellt
werden muss, werden im Weiteren integrierte Förderstrategien
thematisiert. Vor dem Hintergrund der Gestaltung
individueller Lernpläne wird auch die Förderung Hochbegabter
mit Beeinträchtigungen diskutiert.
In general, a wide variety of educational services and programs
is available to gifted persons. Initially, the most common
methods of acceleration and enrichment are described
and assessed from an empirical-scientific point of view. Because
in each particular case a sensible combination of measures
should be compiled to fit the respective persons' goals
and needs, integrated strategies are addressed next.
Against the background of creating individual learning
plans, the promotion of gifted individuals with specific disabilities
is discussed.
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Robert Grassinger
Beratung Hochbegabter
Abstract:
Beratung zählt zu den ureigensten Aufgaben heilpädagogischen
Handelns, im Besonderen auch die Beratung Hochbegabter.
In einführenden Zeilen werden Beratung und Hochbegabung
definiert und primär, sekundär als auch tertiär
präventive Beratungsanlässe in der Hochbegabtenberatung
vorgestellt. Mit dem ENTER-Triple L-Modell wird daraufhin
ein evaluiertes Beratungsmodell beschrieben, das sämtliche
Beratungsanlässe adressiert. Es besteht aus den drei Beratungskonzepten
Lernberatung, Lernplan und Lernpfad (Triple
L), die jeweils in fünf Beratungsphasen unterteilt sind:
Explore, Narrow, Testing, Evaluate und Review (ENTER). Die
Lernberatung ist indiziert bei primär und sekundär präventiven
Anlässen, während Lernplan und Lernpfad für primär
und tertiär präventive Anlässe konzeptualisiert wurden.
Counselling is an essential task for remedial teacher also
counselling the gifted. First, a definition of counselling and
giftedness and primary, secondary and tertiary preventive
causes for counselling the gifted will be presented. After
that the ENTER-Triple L-model will be described as a model
which addresses all causes for counselling the gifted. The
ENTER-Triple L - model consists of the counselling concepts
learning-way, learning-plan, and learning-path (Triple L),
which are subdivided in five counselling-phases: Explore,
Narrow, Testing, Evaluate, and Review (ENTER). The learning-
way is indicated by primary and secondary counsellingcauses,
whereas learning-plan and learning-path are conceptualized
for primary and tertiary causes for counselling
the gifted.
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