Heilpädagogik online

 

 

Inhaltsbeschreibungen

Jahrgang 4 (2005)

Ausgabe 04|05

Sebastian Barsch/ Tim Bendokat/ Markus Brück
In eigener Sache: Anmerkungen zum fachkritischen Diskurs in der Heil- und Sonderpädagogik
Abstract:
Kontroverse Debatten auf fachlicher Ebene sind eine Grundvoraussetzung für die Weiterentwicklung wissenschaftlicher Disziplinen. Dies gilt auch für die Heil- und Sonderpädagogik. Doch obwohl Theorien und praktische Handlungsmodelle unseres Faches eine kritische Auseinandersetzung geradezu herausfordern, finden solche Diskussionen kaum statt. Einer Weiterentwicklung auf wissenschaftlicher und praxisbezogener Ebene steht die Heilpädagogik damit selbst im Weg. Anhand von vier aktuellen Beispielen soll der Mangel an Diskussions- und Streitkultur in der Heil- und Sonderpädagogik verdeutlicht werden. Reaktionen darauf sind erwünscht.

Abstract (engl.):
Controversial debates form a principal condition for the further development of scholarly disciplines. This is also true for therapeutic pedagogy and special needs education. Nevertheless, despite the fact that a lot of theories and models of practise in our field downright provoke critical debate, such discussions hardly take place at all. Thus special needs education itself tends to stand in the way of further developments on a scholarly plane as well as on a practically oriented one. The lack of a culture of debate and controversy in special needs education shall be illustrated by four examples. Reactions to this are welcome.

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Gerd Hansen/ Michael Jung
Die psychosoziale Situation von Kindern mit Verbrennungen
Abstract:
In Deutschland erleiden jedes Jahr 7000 Kinder bei Unfällen so schwere thermische Verletzungen, dass sie stationär behandelt werden müssen. Etwa 3000 Kinder werden ihr Leben lang mit Narben leben müssen. Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit Besonderheiten der psychosozialen Situation von thermisch verletzten Kindern und deren Familien.

Abstract (engl.):
Every year, in Germany, approximately 7000 children are thermically injured so severely, that treatment in hospital is necessary. About 3000 children have to live with scars for the rest of their lives. The present article is concerned with the particularities of the socio-psychological situation of thermically injured children and their families.

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Uwe Findeisen/ Gisela Melenk
Lesen lernen mit lauttreuen Leseübungen. Augenbewegung, Sinnverständnis und Textgestaltung
Abstract:
Im Beitrag zeigen die Autoren, welche Aussagekraft die Lesezeit für die Analyse des Leselernprozesses hat. Es folgt ein Beispiel der Blickbewegung und ihrer Aussagekraft für das Lesen, und es wird auf die kritischen Momente einer nur Teiltätigkeiten erfassenden Analyse des Leseprozesses hingewiesen. Im zweiten Teil werden die sich aus den Verknüpfungsregeln von Schriftwort und Sprachwort ergebenden Gestaltungsweisen für Lesematerialien gezeigt und an Beispielen der "Lauttreuen Leseübungen" und des Lesebuchs "Till Eulenspiegel und seine frechen Streiche" erläutert.

Abstract (engl.):
In the following article we want to first of all show what kind of significance the time needed for reading has in the analysis of the process of learning to read in general. Next, we want to discuss an example of eye movement and its significance for reading, and furthermore point out the contentious aspects of an analysis of reading processes that merely takes into account partial activities. The second part presents such possibilities for the design of reading materials as have arisen from the specific rules of connectivity between written and spoken word. This method is illustrated with some true-to-sound reading excercises and the literary text "Till Eulenspiegel und seine frechen Streiche."

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Anke Langner
Was hat der Diskurs der Reproduktionsmedizin mit der Behindertenpädagogik zu tun?
Abstract:
Wieso stimmen mehr und mehr ungewollt kinderlose Paare den neuen reproduktionsmedizinischen Verfahren zu? Dieser Frage wird mit der Methode der Diskursanalyse (Foucault) nachgegangen, indem die Zeitschrift "Reproduktionsmedizin" als Repräsentant des Diskurses der Reproduktionsmedizin über ihre 19 Jahrgänge hinweg untersucht wird. Als Ergebnis zeigt sich, dass auch für die Reproduktionsmedizin, das von Foucault charakterisierte Netz der BioMacht gilt. Es besteht aus unterschiedlichen Kräften, die sich gegenseitig bedingen und auch ihre Wirkungskraft verändern durch das aufeinander Einwirken. Für den Diskurs der Reproduktionsmedizin wird die Kraft des Faktischen u.a. über Prozesse der Medizialisierung und Normierung wirksam.

Abstract (engl.):
Why do ever more unintentionally childless couples consent to reproductive medical procedures? This question is discussed using the method of Discourse Analysis (Foucault). The periodical "Reproduktionsmedizin" (reproductive medicine) will be examined as a representative of the discourse in reproductive medicine. The result is that the concept of a net of "BioPower" as characterised by Foucault, also holds true for reproductive medicine. It consists of diverse forces that determine each other and in the process also modify their own effectualness. Amongst others, the power of the factual is manifested via processes of medicalisation and standardisation for the discourse in reproducive medicine.

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Ausgabe 03|05

Ute Ritterfeld
Interventionsprinzipien bei Spracherwerbsstörungen
Abstract:
Spracherwerbsstörungen stellen ein Entwicklungsrisiko ersten Ranges dar. Die Forderung nach frühzeitiger Intervention ist allgegenwärtig. Gleichwohl besteht nach wie vor erhebliche Unsicherheit über die Wirksamkeit von Interventionsmaßnahmen und die Möglichkeiten präventiver Förderung. Der vorliegende Beitrag zeigt auf, dass keine Interventionsmaßnahme kausal wirken, sondern nur kompensatorisch eingesetzt werden kann. Wesentliche Prinzipien einer solchen kompensatorischen Förderung werden erläutert und Möglichkeiten der Frühförderung diskutiert. Dabei wird die Position vertreten, dass eine Prävention nicht möglich, aber eine möglichst frühzeitige Intervention geboten ist, die drei Strategien verfolgt: Die Arbeit mit dem Kind, mit den Bezugspersonen und die mediale Unterstützung.

Abstract (engl.):
Language impaired children are children at high risk. Thus, early intervention is called. However, there is only little empirical evidence about the effectiveness of programs and the possibility of prevention. The article questions the assumption of causal intervention, outlines major principles of compensatory advancement instead, and discusses the validity of prevention strategies. Although prevention seems to be impossible in case of language impairment, the author emphasizes the necessity of early intervention based on three principles: treatment of the child, counseling of the caregivers, and media support.

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Heike Ohlbrecht
Einführung in das "Curriculum Sachunterricht für die Schule für Geistigbehinderte"
Abstract:
In der reflexiven Moderne kommen neue Anforderungen auf die Ausbildung von Identität zu, es gilt mit der Optionenvielfalt biografischer Möglichkeiten kompetent umzugehen und biografische Risiken zu tragen. Am Beispiel chronischer Krankheiten wie Asthma bronchiale oder Diabetes mellitus soll verdeutlicht werden, wie die Dimensionen der jugendlichen Identitätsarbeit durch eine chronische Krankheit beeinflusst werden. Untersucht wurde dies in einer qualitativen Studie, die nach dem Prinzip hermeneutischer Sequenzanalyse verfuhr und nach einem theoretical sampling zur Typenbildung von jugendlicher Identitätsarbeit bei chronischer Krankheit gelangte. Die Auseinandersetzung mit einer chronischen Krankheit wird am Fallbeispiel einer Verlaufskurve der "Fremdbestimmung durch die Krankheit" beschrieben.

Abstract (engl.):
In the Reflexive Modern Age identity formation faces new requirements - to handle diverse options of biographical possibilities and take biographical risks. The examples of chronical diseases of asthma bronchiale and diabetes mellitus are used to show how the dimensions of identity formation in adolescence are influenced. This aspect was analysed in a qualitative study based on the principle of hermeneutic sequence analysis and theoretical sampling. It resulted in different types of identity formation in adolescents suffering from a chronical illness, which will be illustrated in a case study for the illness trajectory called heteronomy through illness.

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Michaela Verena Schmid
Mandalas als Einstieg in die Thematik "Persönliche Zukunftsplanung"?
Abstract:
Persönliche Zukunftsplanung wird immer wichtig, wenn eine Änderung der Lebenssituation ansteht. Menschen mit Behinderung sollen dann die Gelegenheit bekommen, ihre Wünsche und Vorstellungen ausdrücken zu können. Verschiedene Verfahren werden dabei erprobt. Der Einsatz von Mandalas ist einer davon. Dieser wird näher begründet. Über gemachte Erfahrungen wird berichtet.

Abstract (engl.):
Person Centred Planning is always important, if there will be a change of the situation of life. Students with special needs should be given the opportunity to tell about their own ideas and wishes for their future. Different proceedings like PATH are practised nowadays. One of them is the use of mandalas. This article gives reasons for using mandalas in the Person Centred Planning and tells about the students' experiences.

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Ausgabe 02|05

Ute Ritterfeld
Interventionsparadigmen bei Spracherwerbsstörungen: Therapeutische Dilemmata und deren Begründung
Abstract:
Die Behandlung sprachauffälliger Kinder stellt eine der größten Herausforderungen an sprachtherapeutisches Handeln dar. Denn noch sind die Erkenntnisse über die Ursachen der Störung sowie über die Trainierbarkeit sprachlicher Fähigkeiten lückenhaft. Gleichwohl steht außer Frage, dass die betroffenen Familien therapeutische Hilfe benötigen. Sprachtherapeuten müssen deshalb eine erhebliche Unsicherheitstoleranz über die Wirksamkeit ihrer Intervention mitbringen und immer wieder bereit sein, sich neue Erkenntnisse anzueignen, eingeschlagene Wege zu überdenken und neue Perspektiven zu entwickeln. Der folgende Beitrag soll hierzu eine Orientierungshilfe geben, indem die Dilemmata der Praktizierenden nachgezeichnet und Inkonsistenzen im Handlungswissen zunächst auf disziplinäre Unterschiede der Fachvertreter zurückgeführt werden. Daran schließt sich ein historischer Überblick über Ansätze und Vorgehensweisen in der Therapie von Sprachentwicklungsstörungen an, der aufzeigt, dass wissenschaftlicher Erkenntnisfortschritt sich nur mit erheblicher Zeitverzögerung in der Praxeologie widerspiegelt.

Abstract (engl.):
This article addresses intervention strategies in language impairments. Language impairments pose one of the greatest challenges on practitioners because research data on the causes of the deficits and on the effectiveness of treatment are still rare. Since the families in question deserve professional support, therapists are expected to act on a rather uncertain scientific basis which requires them being very flexible and tolerant towards insecurity. The paper provides mile stones of intervention knowledge, describing professional quandaries from the perspective of practitioners and explaining some of these difficulties through the historic development of intervention strategies.

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Heinrich Schurad
Einführung in das "Curriculum Sachunterricht für die Schule für Geistigbehinderte"
Abstract:
Der Rezensent steckt zunächst in einem Vorspann den phänomenologischen und sozialwissenschaftlichen Rahmen ab, in den das Curriculum eingebettet ist. Die Begriffe Alltagswelt oder Lebenswelt – hier eher unterschiedslos benutzt – bieten eine Fundierung für den Anspruch, die Alltagswelt (every-day-life) des Menschen als Basis für das Lernen der Schüler zu nutzen, um lebenspraktische Lerninhalte anzubieten, die sowohl für die Schulzeit als auch für die Zeit der Erwachsenheit umsetzbar sind. Die Situationsfelder der Alltagswelt als einer jedermann zugänglichen Welt weisen Strukturen auf, die generalisierbar und transferierbar sind auf das persönliche Lebensumfeld der Schüler. Die Sache der Schule ist auf dieser Bezugsebene als Sachunterricht identifizierbar, der seine Geschichte hat und heute in der Grundschule als wichtiges Lernangebot gilt. Als Sachunterricht in der Schule für Geistigbehinderte (SfGb) bietet der Autor ein Konzept an, das Alltagswelt als Lernfeld in seinen unterschiedlichen Bereichen erfasst und unter den Bedingungen des Lernens in der SfGb definiert. Die Besonderheiten bezüglich eines die ganze Schulzeit umfassenden Lernbereichs Sachunterricht und die Anforderungen an die behinderten Schüler bezüglich eines konzeptionell fassbaren und systematisch geordneten Lernangebotes mit dem Schwerpunkt, die Situationsfelder des Alltags praktisch zu lernen und sprachlich, sozial und kognitiv zu erfassen, zielen darauf ab, den Schüler nicht mit willkürlichen Lernangeboten zu belasten, die zusammenhanglos der Unterrichtsplanung des Lehrers entspringen, sondern ihnen auf der Basis eines Konzeptes altersgemäß die Wirklichkeit um sie herum zu erschließen und eine Teilhabe an der Kultur der Gesellschaft zu ermöglichen. So gilt das Buch als Empfehlung an Kolleginnen und Kollegen, die den Sachunterricht als Fachunterricht in der SfGb begreifen wollen.
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Karlheinz Kleinbach
'Zettels Traum'
Abstract:
Der Artikel begründet, warum sich Lernförderung zwischen Absichten der Lehrenden und dem Eigensinn von Kindern und Jugendlichen bewegen muss. Lern- und Entwicklungsförderung lässt sich nicht ausschließlich kompensatorisch bestimmen. Entsprechend lässt sich sonder- oder heilpädagogische Handlungspraxis nicht erschöpfend bestimmen durch in regenerative, rehabilitative, therapeutische Zielvorstellungen und Maßnahmen, deren Notwendigkeit zuvor diagnostisch aufspürt werden.
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Tobias Haug/ Claudia Müller
Deutsche Gebärdensprache in beruflichen Bildungssituationen hörgeschädigter Menschen
Abstract:
Berufliche Bildungssituationen hörgeschädigter Menschen5 werden in diesem Artikel aus unterschiedlichen Perspektiven kritisch beleuchtet und Ideen für eine mögliche Verbesserung solcher Situationen aufgezeigt. Wer oder was hat einen Einfluss auf eine solche Bildungssituation? Wie könnten solche Situationen so verbessert werden, dass die Hörgeschädigten das Beste daraus mitnehmen können?
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Ausgabe 01|05

Karin Paireder und Mathilde Niehaus
Diversity Management als betrieblicher Integrationsansatz für (ausländische) Mitarbeiter/innen mit Behinderungen
Abstract:
Trotz der kumulierenden Benachteiligung wird der Gruppe der ausländischen Menschen mit Behinderungen keine gesonderte Beachtung geschenkt. Angesichts steigender Zahlen der Arbeitslosigkeit und Personalabbau-Wellen geht es im Zusammenhang mit der beruflichen Teilhabe vor allem um die Chancen der Weiterbeschäftigung. Gerade hier gilt es deshalb nach Ansätzen zu suchen, die zur Integration von (ausländischen) Mitarbeiter/innen mit Behinderung in Unternehmen positiv beitragen können. In den USA hat in den letzten Jahren ein neuer Ansatz Einzug in Unternehmen gehalten, welcher nun auch immer mehr im europäischen Raum für Diskussionen sorgt. Diversity Management beschreibt den neuen Ansatz, mit dessen Hilfe eine positive Atmosphäre der Vielfalt im betrieblichen Alltag gefördert werden soll. Dabei setzt dieses Prinzip vor allem auf die Wertschätzung von Unterschiedlichkeit unter den Mitarbeiter/ innen - Unterschiede zwischen Menschen hinsichtlich ihrer Nationalität, Sprache, Religion, Sexualität, physischen Konstitution oder ihres Geschlechts. Dieser Ansatz wird auf seine Tauglichkeit für die Gruppe der (ausländischen) Mitarbeiter/innen mit Behinderung geprüft.
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Georg Theunissen
Depression und Geistige Behinderung
Abstract:
Nicht wenige Fachleute gehen davon aus, dass Depressionen bei Menschen mit geistiger Behinderung die häufigste psychische Störung darstellen. Dies fand in der Arbeit mit geistig behinderten Menschen bislang wenig Beachtung. Im vorliegenden Beitrag werden grundlegende Aspekte im Hinblick auf depressive Störungen und aktuelle Erkenntnisse aus der Depressionsforschung vorgestellt und zielgruppenbezogen diskutiert. Reflexionen über heilpädagogische und therapeutische Handlungsmöglichkeiten bilden den Schluss.
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Sven Bölte, Sarah Wörner und Fritz Poustka
Kindergarten, Schule, Beruf: Die Situation in einer Stichprobe von Menschen mit autistischen Störungen
Abstract:
Autistische Störungen sind persistierende Verhaltensprobleme, die insbesondere durch schwerwiegende Defizite der sozialen Interaktion und reziproken Kommunikation charakterisiert sind. Adäquate vorschulische Förderung, Beschulung, Ausbildung und berufliche Tätigkeit stellen zentrale Komponenten beim Versuch der Integration der Betroffenen dar. Die vorliegende deskriptive Studie untersuchte die Platzierung von N = 342 Menschen mit frühkindlichem Autismus, atypischem Autismus oder Asperger-Syndrom in Kindergärten, Schulen und auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland. Zwei Probanden der Gesamtstichprobe wurden in einer autismusspezifischen Einrichtung gefördert. Die Mehrheit der geistig behinderten autistischen Personen wurde in Sonderkindergärten, Sonderschulen verschiedenen Typs und in Werkstätten betreut. Normal begabte Betroffene besuchten häufiger integrative oder Regelkindergärten und Regelschulen; ca. 1/5 von ihnen hatten im Erwachsenenalter eine Anstellung auf dem freien Arbeitsmarkt.
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