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Inhaltsbeschreibungen
Jahrgang 3
(2004)
Ausgabe 04|04
Kai Felkendorff
Wer wird behindert?
Abstract:
Die These, dass Menschen nicht behindert sind, sondern
behindert werden, ist mittlerweile ein fester Bestandteil
nicht mehr nur der wissenschaftlichen, sondern auch der
öffentlichen Diskussion über Behinderung. Zum Ausdruck
kommt hier eine Abkehr von einem offensichtlich fragwürdig
gewordenen Verständnis von Behinderung, in dem "Behinderung"
Oberbegriff für eine Vielzahl medizinischer,
psychologischer oder pädagogischer Diagnosen scheinbar
vorsozialer, individueller Defizite ist.
Geht man davon aus, dass nicht alle Menschen behindert
werden, so stellt sich die Frage, wer zu den Menschen, die in
einem bestimmten Kontext behindert werden, zu rechnen
ist. Dieser Frage soll am Beispiel neuerer politisch bedeutsamer
Versuche, Behinderung neu bzw. anders zu konzipieren,
nachgegangen werden.
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Jan Weisser
Was leistet die Diskursanalyse in der Sonderpädagogik?
Abstract:
Diskursanalyse ist weit mehr ein Forschungsprogramm
denn
eine bloße -methode. Sie gehört in den Kontext qualitativer
Sozialforschung und operiert im Anschluss an Erkenntnisfragen
der Wissenssoziologie. Die Leitfrage, die sie stellt,
lautet: Wie bringen wir das symbolisch hervor, was wir
behandeln? Die Produktivität diskursanalytischer Forschung
wird theoretisch und methodisch an sonderpädagogischen
Beispielen dargestellt. Die spezifische Leistung der Diskursanalyse
in der Sonderpädagogik liegt im systematischen
Hervorbringen von Reflexivität zweiter Ordnung. Das ist
deshalb von herausragender Bedeutung, weil in der
Sonderpädagogik gesellschaftliche Kontroversen
ausgetragen werden, die die Versorgung des Bereichs mit
Wissen und Können prekär machen, obwohl oder weil genau
dies ständig folgenreich geschieht.
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Michaela Verena Schmid und Stefanie Schimmele
Individuell und selbstgesteuert lesen und schreiben
lernen mit Hilfe der Anlauttabelle – eine Möglichkeit auch für
Schülerinnen und Schüler an der Schule für Geistigbehinderte?
Abstract:
Der Schriftspracherwerb in der Schule für
Geistigbehinderte
wird immer wieder thematisiert. Allzu gern neigen Lehrer dazu Ansätze
der Grundschulpädagogik zu übernehmen. Doch sind diese wirklich
geeignet? Anhand der Anlauttabelle von Reichen soll überprüft werden,
ob der Ansatz des freien Schreibens für die Schule für
Geistigbehinderte verwendbar ist.
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Ausgabe 03|04
Christian Liesen und Franziska Felder
Bemerkungen zur Inklusionsdebatte
Abstract:
In der deutschsprachigen Sonderpädagogik gilt es tendenziell als
Lehrmeinung, dass mit Konzepten der "Inklusion" diejenigen
Unzulänglichkeiten ausgeräumt werden, die integraler Bestandteil bei
Konzepten der "Integration" sind. Darüber hinaus wird die "Inklusion"
als Resultat einer international orientierten wissenschaftlichen
Sonderpädagogik verstanden. LIESEN und FELDER gehen in ihrem Artikel
der Frage nach, inwiefern sich "Integration" und "Inklusion"
voneinander unterscheiden, und untersuchen, ob in anderen Ländern
entworfene Konzepte zur Inklusion auch in deutschsprachigen Ländern
Anwendung finden können. Sie kommen zu interessanten Ergebnissen.
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Birger Siebert
Vygotskijs kulturhistorische Defektologie und die Kritik
biologischer Konzepte von Behinderung
Abstract:
Die kulturhistorische Defektologie VYGOTSKIJS
basierte auf einer grundlegenden Kritik biologischer Theorien der
Behinderung. Jedoch richtete sich die Auseinandersetzung wenig auf den
gesellschaftspolitischen Charakter solcher Ansichten. Anhand aktueller
Beispiele soll gezeigt werden, dass Theorien, die Behinderung sowie
damit verbundene Konsequenzen auf Natur und Schicksal reduzieren, stets
auf politische und gesellschaftliche Tatsachen Bezug nehmen. Dies kann
u.a. anhand der Auswahl von Kindern in den Sonderschulbereich gezeigt
werden, deren Kriterium eine abstrakte Normalentwicklung ist.
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Alexander Skiba
Altern und Körperbehinderung - Grundlegende Aspekte
einer Körperbehindertengeragogik
Abstract:
Der Beitrag nimmt die Besonderheiten des
Alterungsprozesses bei einer lebenslangen Körperbehinderungserfahrung
in
den Blick. Es wird der Frage nachgegangen, welche Eigentümlichkeiten
hinsichtlich des körperlichen, sozialen und psychischen Alterns bei
zugrunde liegender, lang anhaltender Behinderungserfahrung gegeben
sind. Darüber hinaus werden Vergleiche zum weiteren Entwicklungsprozess
von Menschen gezogen, die sich im Alter mit einer
Körperbeeinträchtigung konfrontiert sehen. Der Artikel zielt darauf ab,
wesentliche Grundlagen einer Pädagogik bei Körperbehinderung im Alter -
genauer einer Körperbehindertengeragogik - zu umreißen.
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Andreas Eckert
Besondere Aspekte der Beratung von Eltern autistischer
Kinder und Jugendlicher
Abstract:
Im Rahmen der Zusammenarbeit von Eltern und
Fachleuten in heilpädagogischen Kontexten nimmt die
"behinderungsspezifische"
Beratung der Eltern vielfach einen hohen Stellenwert ein. Welchen
Anteil dieser Aspekt in einem weitergehenden, ressourcenorientierten
Beratungskonzept haben kann, wird in diesem Artikel anhand des
Beispiels der Beratung von Eltern autistischer Kinder und Jugendlicher
dargestellt. Dabei werden sowohl Beratungsinhalte als auch -formen
näher betrachtet.
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Ausgabe 02|04
Stefan Jeuk
Zweitspracherwerb bei Migrantenkindern. Konsequenzen für
die Sonderpädagogik
Abstract:
Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund besuchen
in Deutschland überproportional häufig Sonderschulen. Als
ein wichtiger Grund hierfür werden Defizite in der deutschen
Sprache genannt, die bei einigen Kindern bereits im
Kindergarten beobachtet werden. Nur allzu oft werden diese
Defizite als Eigenschaften eines Kindes definiert, ohne dass
die Lern- und Lebensbedingungen hinreichend reflektiert
werden. In diesem Beitrag wird eine empirische Untersuchung zum
Zweitspracherwerb türkischer Migrantenkinder in
Kindertageseinrichtungen
vorgestellt. Aus den Ergebnissen der Untersuchung können Hinweise
darauf abgeleitet werden,
wie migrationssensibles Handeln in der Sonderpädagogik
gestaltet werden kann.
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Jürgen Moosecker
Überprüfung der Menschenwürde: Die
politische Wende im bioethischen Feld der "Stammzell-Debatte"
Abstract:
Die Rede der Justizministerin B. Zypries zu Fragen
der
ethischen und rechtlichen Stellung des Embryos birgt eine
biopolitische Wende, die das Potential in sich bergen
könnte, den Bioethik-Konsens in der Stammzell-Debatte
wieder ins Wanken zu bringen. Der Kernpunkt ihrer Rede ist
das tendenzielle Absprechen einer (rechtlichen) Zuerkennung
der Menschenwürde für den „in vitro“ gezeugten
Embryo.
Im Anschluss an die Skizzierung des aktuellen Standes in
der Diskussion um embryonale, humane Stammzellen und
dem Aufgreifen essentieller Thesen und Positionen der Rede
Zypries folgt eine Darstellung der Auseinandersetzungen im
Spiegel sonderpädagogischer Reflexion: auf der einen Seite
im Hinblick auf die Reaktionen im Anschluss an die Rede,
auf der anderen Seite gerichtet auf Diskussionen des
grundrechtlichen Schutzes des Embryos.
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Anke Sodogé
Kooperation mit Eltern — (k)ein Thema
in der Schule für Sprachbehinderte?
Abstract:
Die Kooperation mit den Eltern ist eine der
zahlreichen Aufgabenstellungen von Sonderschullehrern der Schule für
Sprachbehinderte. Im Kontext veränderter heilpädagogischer
Leitideen sowie aktueller schulpolitischer Entwicklungen
hat diese Aufgabe an Bedeutung gewonnen. Einblicke in
die Praxis der Schule für Sprachbehinderte zeigen aber,
dass die Pädagogen die Zusammenarbeit mit Eltern als
belastend erleben. Nach einer ausführlichen Darstellung der
Qualität der Belastungen durch die Kooperation mit Eltern
wird der Frage nachgegangen, wie es gelingen kann, dass
die Zusammenarbeit von Eltern und Sonderschullehrern der
Schule für Sprachbehinderte zu einer Bereicherung der
pädagogischen Arbeit werden kann.
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Susanne Metzner
Touches bloquées. Zur psychoanalytischen
Musiktherapie mit einem sprach-gestörten
Jungen
Abstract:
Im vorliegenden Artikel wird die musiktherapeutische
Arbeit
mit einem sprachgestörten Jungen dargestellt und vor
einem psychoanalytischen Theoriehintergrund reflektiert.
Allgemeine Informationen und Erläuterungen zur Musiktherapie
sind abschnittsweise in den Text integriert. Auf diese
Weise wird das in Therapien erst nach und nach zu durchschauende
Gefüge mehrerer sich überschneidender Strukturen
nachgezeichnet.
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Ausgabe 01|04
Christina Schenz
Hochbegabtenförderung als Arbeitsfeld der
Sonderpädagogik?
Abstract:
Zwar sind Hochbegabte in die Diskriptorenliste
der Forschungsdokumentation Sonderpädagogik (SANDER, 1973) aufgenommen,
praktischen Niederschlag hat dies in der Arbeit bzw. Auseinandersetzung
innerhalb der Forschung jedoch kaum gefunden. Man könnte vermuten, dass
Hochbegabung im Begriffsverständnis der Sonderpädagogik (noch?) keinen
Platz gefunden hat. Diese Arbeit versucht diese Lücke zu schließen.
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Werner Nestle
Ursachen von "Rechenschwäche" bzw. "Schwierigkeiten im
Mathematikunterricht" und notwendige Hilfen
Abstract:
"Rechenschwäche" bzw. "Schwierigkeiten im Mathematikunterricht"
können verursacht sein durch eine schwierige Lernsituation des
Schülers, eine schwierige Lehrsituation der Lehrkraft und/ oder durch
eine schwierige Lebenssituation des Schülers. Diagnosen dürfen deshalb
nicht den auch in der Sonderpädagogik gepflegten Mythos festigen,
wonach die Ursache für "Rechenschwäche" und Schwierigkeiten primär beim
Kind liege und nur dort zu diagnostizieren und zu therapieren sei.
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Werner Schlummer
Verantwortung ernst nehmen: Mitwirkung in
Werkstätten für behinderte Menschen
Abstract:
Die Verabschiedung der
Werkstätten-Mitwirkungsverordnung (WMVO) vom 25.6.2001 hat einen
innovativen Schub ermöglicht, der für die so genannten Werkstatträte –
der Vertretung der behinderten Beschäftigten in den Werkstätten für
behinderte Menschen (WfbM) – eine Verbesserung der konkreten
Mitwirkungsmöglichkeiten bedeutet. Parallel zum Entwicklungsprozess
dieser Verordnung im rechtlichen Bereich und zur ausgebauten
Qualifizierung der Mitglieder in den Werkstatträten ist allerdings
generell zu prüfen, inwieweit der gesetzgeberische Anspruch im Alltag
der WfbM umgesetzt wird. Auf der Basis einer Fragebogen-Erhebung in
nordrhein-westfälischen Werkstätten liefert der Beitrag eine aktuelle
Situationsbeschreibung und zeigt dadurch gleichzeitig Schwachstellen in
der Umsetzung der WMVO und im Selbstverständnis beteiligter Instanzen
bzw. Personen auf.
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Martina Schlüter
Leben mit einer Körperschädigung/ -behinderung –
Pädagogische Aufgaben und Zielsetzungen auf dem Prüfstand anhand der
aktuellen gesellschafts-politischen Entwicklung
Abstract:
Das Leben ist begrenzt durch die Geburt, den Anfang
des Lebens, und den Tod, dem Ende des Lebens. Die Fragen, die
religiösen Fragen, "Wo komme ich her?" und "Wo gehe ich hin?"
sind, obwohl sich viele Wissenschaften darum bemühen, in ihrer Antwort
offen. Der Fakt der Begrenztheit des Lebens ist ein Fakt, mit dem der
Mensch nur sehr schwer umgehen kann.
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