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Inhaltsbeschreibungen
Jahrgang
2 (2003)
Ausgabe 04|03
Reinhard Lelgemann:
(Radikaler) Konstruktivismus und Sonderpädagogik - Thesen und Anfragen
aus theoretischer und praktischer Perspektive
Abstract:
Zahlreiche didaktische
Konzeptionen innerhalb der Sonder-pädagogik beziehen sich in ihren
theoretischen Grundlagen auf den pädagogischen Konstruktivismus, der
wiederum eine Relativierung des radikalen Konstruktivismus darstellt.
Hierbei wird die vorliegende kritische Literatur zum Konstruktivismus
nicht oder nur in sehr geringem Maß zur Kenntnis genommen. Der
vorliegende Artikel stellt einige dieser kritischen Stimmen vor und
relativiert auf diesem Hintergrund die Bedeutung des Konstruktivismus
für die Weiterentwicklung der didaktischen Theorie und Praxis am
Beispiel der Körperbehindertenpädagogik.
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Barbara Wellmitz:
Zur Entwicklung der Körperbehindertenpädagogik in der DDR
Abstract:
Die Autorin zeigt die historische Entfaltung der
Körperbehindertenpädagogik in der DDR von der Staatsgründung bis zur
Wiedervereinigung. Dabei thematisiert sie sowohl politische,
rechtliche als auch pädagogische Aspekte.
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Georg Theunissen:
Empowerment und Professionalisierung - unter besonderer
Berücksichtigung der Arbeit mit Menschen, die als geistig behindert
gelten
Abstract:
Der Begriff Empowerment stammt aus den USA. Sinngemäß lässt er sich
übersetzen als "Selbstbefähigung" , "Selbstermächtigung",
"Selbstbemächtigung" oder auch "als Gewinnung oder Wiedergewinnung von
Stärke, Energie und Fantasie zur Gestaltung eigener Lebensverhältnisse"
(LENZ 2002, 13). Hinter dem Wort Empowerment verbergen zusätzlich sich
eine Philosophie, theoretische Annahmen und Leitideen wie aber auch
Prozesse, Programme oder Konzepte, die über alle Differenzierungen
hinweg vier zentrale begriffliche Zugänge signalisieren. Vor dem
Hintergrund dieser vier Zugänge, die in einem engen, interdependenten
Zusammenhang stehen, möchte Theunissen das Thema der
Professionalisierung am Beispiel der Arbeit mit Menschen, die als
geistig behindert gelten, skizzieren. Dabei handelt es sich um
Überlegungen, die in erster Linie für die Erwachsenenarbeit bestimmt
sind.
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Ausgabe 03|03
Heidemarie Adam:
Gestützte Kommunikation. Mythos oder Realität?
Abstract:
Susanne SCHÄFER berichtet im
Anschluss an den Besuch einer Tagung des Vereins "Hilfe für das
autistische Kind" folgendes: "Man hatte teilweise den Eindruck, dass
alte Mythen über das "geheimnisvolle, autistische Kind, das sich zwar
aus Furcht vor der Welt total abschottet, kein Wort spricht, aber in
Wirklichkeit hochintelligent ist und ganz tolle Fantasien hat", wieder
gefördert statt bekämpft wurden. Stichwort: "Gestützte Kommunikation" -
Wunder. Im Ausland lachen sie darüber, was hierzulande im Fernsehen und
in der Literatur darüber berichtet wird, weil das bisher keiner
wissenschaftlichen Überprüfung standgehalten hat." (SCHÄFER 2002, 203).
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Gary L. Albrecht:
American Pragmatism, Sociology and the Development of Disability Studies
Abstract:
"Mit dendisability studies ist die
Heilpädagogik in jüngster Zeit auf ein neues Forschungsfeld gestoßen.
Die Entwicklung dazu nahm in den USA ihren Ausgang. Der Autor, ein
amerikanischer Sozial- und Kulturwissenschaftler, bietet Ihnen einen
Überblick über die Entstehung und die Wurzeln dieses Forschungsfeldes
in den USA." (Autorenreferat, IAB-Doku)
The author discusses how pragmatism and American sociology influenced
the development of disability studies in the United States. First, he
considers how pragmatism shaped American thought, social policy and
view of the world. Second, he shows how pragmatism combined with the
early development of American sociology, including survey research and
the social area studies and interactionism of the Chicago School, to
provide a framework and method for addressing disability issues. Third,
he analyzes how the disability movement organized, exerted political
influence in the American context and shaped disability studies as a
field. Fourth, he considers how disability studies in the United States
was influenced by the political economy, embodying the American values
of rugged individualism, capitalism and democracy. Finally, he reflects
on the future directions of American disability studies.
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Walter Grode:
Die Last der NS-Geschichte
Abstract:
Grode thematisiert in seiner Replik auf das Interview mit Markus
Dederich in der Ausgabe 02|03 die
Auffassung von Seiten vieler Heilpädagogen, dass "über Behinderung
nicht ohne die Last der nationalsozialistischen Geschichte gesprochen
werden dürfe". Diese Auffassung ist für Grode in
mehrfachem Sinne problematisch: u.a. ist sie verfehlt, weil sie
implizit die terroristische Gewalt des Nationalsozialismus als
fortbestehende Gefahr darstellt.
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Markus Dederich:
NS-Euthanasie und Bioethik
Abstract:
In dieser Replik auf Walter Grodes "Die
Last der NS-Geschichte" (s.o.) trifft Dederich Überlegungen,
"weshalb eine Loslösung der gegenwärtigen Debatten von der Geschichte
problematisch ist und die These erläutern, dass es durchaus Sinn macht,
trotz aller Unterschiede auf verbindende Muster und auf den ersten
Blick vielleicht nicht ersichtliche Kontinuitäten hinzuweisen".
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Ausgabe 02|03
Walter Grode:
Selbstbestimmt Leben und das soziale Modell von Behinderung
Abstract:
Das soziale Modell von
Behinderung schreibt im Wesentlichen der Gesellschaft die Verantwortung
für die Genese von Behinderungen zu. Mit dieser völlig überzogenen
Position, die alle diejenigen vor den Kopf stoßen muss, die sich auf
ein Zusammenleben mit Behinderten eingelassen haben, wird das
gesellschaftlich wegweisende Ziel eines selbstbestimmten Lebens
langfristig in Frage gestellt. Zur Untermauerung dieser These wird das
soziale Modell von Behinderung im Folgenden mit unterschiedlichen
individuellen und gesellschaftlichen Entwicklungen konfrontiert, sowie
Eingangs mit dem allgemeinen Prinzip der Selbstbestimmung.
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Karlheinz Kleinbach:
Erzählte Räume – Skizze einer Ortskunde unter sonderpädagogischem Aspekt
Abstract:
Wissen wir, wie Kinder und Jugendliche mit Behinderungen oder
Benachteiligungen sich in ihren Lebens-Räumen auskennen und
orientieren? Wie beeinflusst der tägliche Transit mit dem Schulbus den
Aufbau von Raumvorstellungen? Es könnte, so meine These, pädagogisch
ertragreich sein, unsere eigenen Vorstellungen über das Raumerleben um
den Begriff des Ortes zu erweitern und diesen zeitgeo-graphisch zu
bestimmen. Denn deutlicher und anders als Raumerleben wird der Ort
durch eigene Erinnerung und soziales Gedächtnis und durch Wege
bestimmt, die in ihm enden oder die sich in ihm kreuzen. Wege entstehen
erst durch unsere Bewegung und das Nacheinander in unserem Erzählen.
Bewegung und Erzählung sind dabei die Modi in denen Wege erzeugt und
"gepflegt" werden. Eine Konsequenz der Berücksichtigung und
Einbeziehung des Ortes in didaktisches Denken könnte auch darin liegen
- gegenwärtig eher eine Peinlichkeit - neu zu befragen, was mit
"Heimat" im Fach Heimat- und Sachunterricht in sonderpädagogischer
Hinsicht gemeint sein könnte.
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Stefan Koslowski:
Howard Gardners Theorie der multiplen Intelligenzen im Kontext geistige
Behinderung
Abstract:
Ähnlich dem Paradigmenwechsel innerhalb der Geistigbehindertenpädagogik
– weg von einer defektorientierten Beschreibung der Normabweichungen
hin zu einer Orientierung an den individuellen Möglichkeiten und an den
sozialen Bedingungen – entstanden auch aus psychologischer Perspektive
kompetenzorientierte Denkweisen. Während lange Zeit die
Intelligenzminderung bei der Beschreibung von Menschen mit geistiger
Behinderung im Vordergrund stand, wehrt sich Howard GARDNER in seinem
Buch „Abschied vom IQ“ gegen die Vorstellung einer allumfassenden
Intelligenz und entwickelt eine Liste von sieben (inzwischen acht)
unabhängig operierenden Intelligenzen. Basierend auf diesen
Überlegungen setzt sich GARDNER für eine subjekt-zentrierte Schule
orientiert an einer pluralistischen Sicht des Verstandes ein.
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Ausgabe 01|03
Thelma von Freymann:
Sonderpädagogische Förderung in Finnland
Abstract:
Finnland hat 5,2 Mill. Einwohner
auf einer Fläche von 337.000 qkm. Die meisten von ihnen sind Finnen.
Alteingesessene Minoritäten bilden die Saamen (früher „Lappen“ genannt)
im hohen Norden, die Roma und – im Süden und Westen des Landes
konzentriert – die Finnländer. Letztere sprechen Schwedisch und müssen
Finnisch als Fremdsprache lernen. Auf die Gesamtbevölkerung gerechnet
machen sie nur knapp 6% aus, jedoch gibt es Gebiete, in denen sie ganz
dominieren. Schulpolitisch sind die beiden Landessprachen
gleichgestellt. Darum existiert das gesamte Bildungswesen vom
Kindergarten bis zur Universität „in doppelter Ausführung“, wenn auch
nicht flächendeckend. Der organisatorische und finanzielle Aufwand ist
beträchtlich. Andererseits haben die Implikationen der multikulturellen
Gesellschaft Mitteleuropas Finnland noch nicht erreicht. Einwanderer
machen knapp 2% der Bevölkerung aus.
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Stefan Anderssohn:
Strukturen und Themen: Bausteine eines "integrativen" Modells zur
Erforschung und Interpretation von Religiosität
Abstract:
„Erst verstehen, dann erziehen!“ Unter diesem Motto des Schweizer
Heilpädagogen Paul MOOR (1974, 277) geht es hier um ein Thema, das in
der Religionspädagogik der vergangenen zwei Jahrzehnte zunehmend
Beachtung erfuhr: Es handelt sich um empirische Forschung, die uns ein
religionspädagogisches Tatsachenwissen für die praktische Arbeit
verschaffen soll. Noch genauer geht es um die religionspädagogisch
bedeutsame Frage, wie wir die Religiosität von Menschen
unterschiedlichen Alters und Erfahrungshintergrundes interpretieren
können. Mit dem Ziel, diese Personen angemessen zu begleiten oder zu
erziehen. Wenngleich zum Aspekt religiöse Entwicklung bereits eine
Reihe umfangreicher Arbeiten vorliegt, habe ich eine Zielgruppe
gewählt, die innerhalb dieses Forschungsgebietes bislang so gut wie gar
nicht berücksichtigt wurde: Menschen mit geistiger Behinderung.
Obgleich es sich damit wissenschaftlich wie fachdidaktisch um eine
Rand-gruppe handelt, sind die hier gewonnenen Ergebnisse keineswegs
randständig. Meiner Ansicht nach bedeuten sie eine Weiterentwicklung
und Bereicherung der Religionspädagogik: einer Religionspädagogik, die
den Anliegen behinderter und nicht behinderter Menschen gleichermaßen
Rechnung trägt. Einen konzeptionellen Ansatz hierzu möchte ich im
Folgenden darlegen.
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Arnd Münster
FC – eine Methode rüttelt am Bild der geistigen Behinderung
Abstract:
Neue Forschungsergebnisse, flankiert von entwaffnenden
Patienten-Äußerungen, die Einblick in bislang verschlossene
Wahrnehmungs- und Erlebniswelten geben, revolutionieren und
relativieren das Bild der „geistigen Behinderung“. Maßgeblichen Anteil
an dieser Entwicklung hat die Kommunikationsmethode FC (Facilitated
Communication), zu deutsch: Gestützte Kommunikation.
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Interview: Peter Singer
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