Wyneken
Wyneken, der selbst Stotterer war, veröffentlicht in der Zeitschrift für Rationelle Medicin 1868 einen Aufsatz "Über das Stottern und dessen Heilung". Er geht davon aus, dass eine Anlage zum Stottern geerbt werden kann, und dann bei vorhandenen Dispositionen zum Ausbruch kommt, oder durch Nachahmung erlernt wird. Er nennt auch verschiedene Einflüsse, die für das Auslösen von Stottern günstig sind, unter denen bereits vorhandenes Stottern verstärkt werden kann. Seelische Zustände sind seiner Meinung nach am häufigsten die Ursache, so z.B. Angst, Scham und ein unsteter Wille. Er stellt fest, dass Stottern häufiger bei Jugendlichen als bei Erwachsenen auftritt, dass aber ansonsten keine spezifischen Bevölkerungsgruppen davon betroffen seien. Wichtig ist auch seine Beobachtung, dass Stottern um so häufiger auftritt, je mehr Aufmerksamkeit man dem Sprechen widmet. Auch heute ist dies eine auf Erfahrungen gestützte Erkenntnis, die bei Therapien berücksichtigt werden muss. Wyneken erachtet bei der Sprachübungsbehandlung des Stotterns vor allem den Aufbau des Selbstbewusstseins und -vertrauens für wichtig, da der Stotterer ängstlich und zweiflerisch sei. Die Behandlung des Stotterns muss sich auf das gesamte Wesen des Stotterers erstrecken, und dies erscheint Wyneken nur in dafür speziell eingerichteten Institutionen möglich.