Verhaltensauffälligkeiten
Inhaltsverzeichnis
- 1 Überblick:
Relevante Prozesse, Strukturen, Daten
- 1.1 Vorläufer der Rettungshausbewegung Findel- und Waisenhäuser, Industrieschulen und das Aufkommen der Lehre Pestalozzis
- 1.2 Einsetzen der Rettungshausbewegung
- 1.3 Zuchthäuser — Jugendstrafvollzug — Gefängnisschule
- 1.4 Einrichtungen der Psychopathenfürsorge — Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie — Klinikschulen
- 1.5 20. Jh.: Situation bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933
- 1.6 Nationalsozialismus
- 1.7 Nachkriegszeit
- 2 Rahmenbedingungen
- 3 Didaktik und Methodik
- 4 Anstalts und Schulalltag
- 5 Literatur
Überblick: Relevante Prozesse, Strukturen, Daten
Autorinnen: Katharina Birkelbach, Kristin Meißner
Vorläufer der Rettungshausbewegung Findel- und Waisenhäuser, Industrieschulen und das Aufkommen der Lehre Pestalozzis
- erste Schulen in Klöstern
- verlassene, ausgesetzte, verstoßene oder auch verwaiste Kinder werden am Anfang christlicher Zeit in Klöstern, später auch in Hospitälern aufgenommen
- erste eigene Anstalten für hilfsbedürftige Kinder:
Findelhäuser
- Ende des 12. Jahrhunderts allein 9 Findelhäuser der Orden zum Heiligen Geist
- Mittelalter: meist Findel- und Waisenhaus unter einem Dach
- Ende 15. Jhdt.: Situation der mittellosen Kinder verschlechtert sich durch Beginn des Kapitalismus
- Dreißigjähriger Krieg: neue Waisenhausgründungen in
großer Zahl
- Pietismus: Philipp Jakob Spener (1675-1705) und August Hermann Francke (1663-1727)
- Waisenhausstreit: Ende des 18. Jhdt. Schließung vieler Anstalten
- 1784: Pastor Wagemann gründet in Göttingen erste Industrieschule
- Pestalozzi (1746-1827): Förderung schwieriger Kinder durch eine Art Familienerziehung in Anstalt und durch psychologisch begründeten Unterricht
Einsetzen der Rettungshausbewegung
- 1813: Johannes Falk (1768-1826) gründet mit Stiftsprediger Karl Friedrich Horn aus Weimar "Gesellschaft der Freunde in Not"
- 1820 Gründung eines Erziehungshauses durch Christian Heinrich Zeller (1779-1869) in Komtureischloss Beugen am Oberrhein nach Prinzip Pestalozzis
- insbesondere im süddeutschen Raum in den nächsten Jahren Gründung vieler Rettungshäuser für "verwilderte und verwahrloste" Kinder und Jugendliche
- 1821 Lutherhof in Weimar durch Johannes Falk (1768-1826)
- Anstalt im Düsseltal von Philipp von der Recke; Gründer der "Gesellschaft der Menschenfreunde in Deutschland"
- Adalbert von der Recke sieht Schwerpunkt mehr in Bekehrung zum persönlichem Glauben; verleiht Rettungshausbewegung großen religiösen Ernst, trennt sich von Lehre der Pädagogik (Aufidärung und Rousseau, philosophischer Idealismus, Lehre Pestalozzis)
- 12.09.1833: "Rauhes Haus" bei/ in Hamburg von Johann Hinrich Wichern (1808-1888)
- 1848/49 über hundert Anstalten der Rettungshausbewegung.
- ab Revolutionszeit 1848/49 abrupter Rückgang
- 1868: 320 evangelische und 80 katholische Rettungshäuser im deutschen Sprachgebiet
- Überzeugung von Wichern verbreitet sich vor allem durch "Innere Mission"
Zuchthäuser — Jugendstrafvollzug — Gefängnisschule
- seit Ende 19. Jhdt. Jugendstrafvollzug erst richtig getrennt von Erwachsenenvollzug
- Mittelalter: kein Freiheitsentzug als Kriminalstrafe; Strafe meist gegen Ehre, Leib oder Leben des Verbrechers gerichtet, zielt auf Sühne und Abschreckung ab; Täter kann Wiedergutmachung leisten
- ab 13. Jahrhundert: Verbreitung staatlicher Strafmaßnahmen auf Grundlage von Gesetzen
- Vollziehung der Strafmaßnahmen auch an Kindern ab 7 Jahren, kindliche Mörder werden hingerichtet
- Ende 15./ 16 Jhdt: Überangebot an Arbeitskräften; zu viele Arbeiter; Steigerung der Kriminalität
- "Blutgesetzgebung" (Marx): Disziplinierung durch brutalste Strafen
- 17/ 18. Jhdt., ausgehend von Amsterdam Gründung von Zucht- und Arbeitshäusern mit ersten Ansätzen eines Jugendstrafvollzugs
- Schöffengericht verurteilt Jugendliche zu Zuchthaus
- ab 1603 können auch "ehrliche Leute" ihre "ungeratenen Kinder" in gesonderter Abteilung, dem "secreete tuchthuis", einer "freiwilligen Erziehungshilfe" zuführen
- deutsche Zuchthausgründungen nach Amsterdamer Vorbild: Bremen 1609, Lübeck 1613, Kassel 1617, Hamburg 1622, Danzig 1636, Lüneburg 1675
- Nachkriegszeit nach 1648 wirtschaftlicher Aufschwung und Zunahme der Zuchthausneugründungen
- Anfang 19. Jhdt. Pauperismus: Zuchthaus rutscht zu "Hochschule des Verbrechens" ab und wird zur Strafanstalt für erwachsene Schwerverbrecher
- Ende 18./ 19. Jhdt.: pädagogische Maßnahmen gewinnen an Bedeutung - humanistisches und aufklärerisches Denken
- Unterricht soll in Besserungsmaßnahmen einbezogen werden, um "neben der leiblichen Ausbildung auch die geistige Ausbildung zu berücksichtigen" (Nikolaus Heinrich Julius)
- bei Gefängnisbauten werden Schulen errichtet
- Ende 19. Jhdt.: Schule in Anstalten verliert an Bedeutung und wird zu freiwilliger Einrichtung
- schon seit 17. Jhdt. Tendenzen, Gefangene zu klassifizieren und zu differenzieren
- Ende des 19. Jhdt.: Jugendliche anderer Strafvollzug als Erwachsene
- Deutsches Strafgesetzbuch von 1871: Strafvollzug Jugendlicher getrennt von Erwachsenen
- Unterricht: Angebot: alle Fächer der Volksschule
- Jahrhundertwende: reformpädagogische Bestrebungen, Straftaten Jugendlicher in getrennten Verfahren zu verhandeln - Jugendstrafbewegung
Einrichtungen der Psychopathenfürsorge — Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie — Klinikschulen
- Anfang des 19. Jhdt.: zögerlicher Beginn, psychische Störungen bei Kindern und Jugendlichen differenziert zu betrachten
- erste Jahrzehnte des 19. Jhdt.: Sammeln von Erfahrungen, Erziehungsmethoden als Behandlung (Wilhelm Griesinger 1817-1868)
20. Jh.: Situation bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933
Erziehungsheime und Heimschulen
- zu Beginn des 20. Jahrhunderts führte die ökonomische Situation zur Vernachlässigung vieler proletarischer Kinder
- mit dem Reichsjugendwohlfahrtsgesetz (RJWG), das am 01.04.1924 in Kraft trat, wurde jedem deutschen Kind ein Anrecht auf Erziehung "zur leiblichen, seelischen und gesellschaftlichen Tüchtigkeit" zugesichert
- in den 1920er Jahren setzte eine massive Kritik an den Heimen ein, die bis zu Revolten und Demonstrationen führte und dadurch eine Reform der Heimerziehung anstieß
Jugendstrafvollzug und Gefängnisschulen
- 01.08.1912: Gründung des 1. Deutschen Jugendgefangnisses in Wittlich an der Mosel
- der Jugendstrafvollzug enthielt einen volksschulgemäßen Unterricht
- nach Gründung der Weimarer Republik: das Jugendgerichtsgesetz (JGG) wurde verabschiedet, mit welchem gegenüber Jugendlichen der Straf- und Vergeltungsgedanke zugunsten des Erziehungsgedankens eingeschränkt wurde
Beobachtungsklassen und Erziehungsklassen
- um 1928 entstanden in Zürich (Beo-Klassen)
und Berlin (E-Klassen) kurz hintereinander eigene
Klassen für schwererziehbare Kinder innerhalb der
Volksschule. Aufgaben der neuen Einrichtung:
- die Analyse der ihr zugewiesenen Kinder nach Anlage und Umwelt
- eine heilpädagogische Beeinflussung ihrer Schüler
- die Einleitung von Fürsorgemaßnahmen anderer Art bei den maßgebenden Amtsstellen
Einrichtungen der Psychopathenfürsorge
- nach dem 1. Weltkrieg führten die zerstörten staatlichen Verhältnisse zu einer großen Zunahme von Psychopathien
- im Oktober 1918 gründete Ruth von der Leyen den "Deutschen Verein zur Fürsorge für jugendliche Psychopathen"
- die Heime unterstanden nun vermehrt pädagogischer Leitung
Nationalsozialismus
Erziehungsheime und Heimschulen
- die nationalsozialistische Ideologie führte nach 1933 das Führerprinzip in den Anstalten und Heimen ein
- diese Institutionen wurden zur Mitarbeit bei der Durchffihrung des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" und bei Tötungsaktionen missbraucht
Jugendstrafvollzug
- in der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Jugendgerichtsgesetz novelliert
- nicht nur der Freiheitsverlust, auch die Einrichtung eines eigenen KZ für heranwachsende Straftäter in Moringen sowie die Durchführung von Zwangssterilisationen stellten eine Gefahr für straffällige Jugendliche dar
Erziehungsklassen
- zu Beginn des Dritten Reiches erfolgte umgehend die Auflösung der E- Klassen
- "moralischer Schwachsinn und Verwahrlosung" galten als schädlich für die Volksgemeinschaft, teilweise auch als Erbkrankheit
- die Hilfsschule wurde zu einem Sammelbecken für Schüler mit verschiedenartigen Störungen
Einrichtungen der Psychopathenfürsorge
- im Dritten Reich wird die Psychopathie nicht ausdrücklich im "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" erwähnt
- viele Kinder und Jugendliche wurden dennoch abgesondert
Nachkriegszeit
Erziehungsheime und Heimschulen
- nach 1945 wurden viele Heime wiedereröffnet, die in pädagogischer Konzeption und Ausstattung meist an die Bedingungen vor 1933 anknüpften
- Ende der 1960er Jahre setzte unter dem Einfluß der Studentenbewegung eine massive Kritik an der Situation in den Heimen ein, die mit dem Schlagwort "Holt die Kinder aus den Heimen!" eine Reform und den Abbau von Heimen bewirkte
- Ausbau der "offenen Hilfen", der Schulischen Erziehungshilfe, der Familienpflege, Jugendwohngruppen, Außenwohngruppen ifir Kinder und Jugendliche usw.
Jugendstrafvollzug und Gefängnisschule
- nach 1945 erfolgte der Jugendstrafvollzug zunächst wieder wie in der Zeit vor 1933.
- erst seit den 1970er Jahren gibt es intensive Bemühungen, den Charakter einer geschlossenen Anstalt zu überwinden
- es bestand die Tendenz, Jugendstrafen im Wohngruppenvollzug durchzuführen
- im "Gutachten zur Ordnuntz des Sonderschulwesens" von 1960 wird die "Gefängnisschule" dem Sonderschulwesen zugeordnet
Beobachtungsklassen und Erziehungsklassen
- 1949 kam es zur Wiedergründung der E- Klassen in Berlin, die jedoch kaum eine Weiterentwicklung der E-Klassen vor 1933, sondern eher eine Überlieferung bis in die Begriffe hinein erfuhren
- Aufgabe der Beobachtungsklassen ist es, die Beziehungen der Schüler zur Umwelt und zu den Mitschülern zu normalisieren
- bis heute bestehen Beobachtungsklassen in Berlin, die eine Position zwischen Sonderschule und Regelschule einnehmen
Sonderklassen, Sonderschulen und Integrierte Fördereinrichtungen
- die Sonderschulen für Erziehungsschwierige, tiir Verhaltensgestörte oder zur Erziehungshilfe entwickelten sich aus den 1945/46 eingerichteten Klassen für kriegsgeschädigte Kinder
- bald schon nahmen diese Klassen auch Schüler auf, die in ihrem Verhalten generell eine erhebliche Belastung für die Schüler der Volksschulen darstellten
- aus diesen Sonderklassen entstanden die ersten Sonderschulen für Kinder mit Verhaltensstörungen
- der Aufbau von Schulen für Verhaltensgestörte als eigenständige Schulform traf schon bald auf Kritik
- 1973 veröffentlichte das Beratungsgremium der Bundesregierung für die Schulstrukturpolitik. die Bildungskommission des Deutschen Bildungsrates, seine Empfehlung "Zur pädagogischen Förderung behinderter und von Behinderung bedrohter Kinder und Jugendlicher". Das Ideal ist nun die Einrichtung eines kooperativen Schulzentrums, das auf der Basis einer Gesamtschule die schulische Integration behinderter Schüler zum Ziel erhebt Das vorgeschlagene Konzept berücksichtigt aber auch die praktische Notwendigkeit separierender Fördersysteme
Kliniken für Kinder- und Jugendpsvchiatrie und Klinikschulen
- mit dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Systems begann sich eine neue Sichtweise psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter durchzusetzen
- auf dem 1. Weltkongress für Psychiatrie in Paris 1950 einigten sich die Fachvertreter auf den Terminus "Verhaltensstörungen" als Oberbegriff für die in Frage kommenden Phänomene
- seither entwickelte sich eine engere Zusammenarbeit von Heilpädagogik und Kinder- und Jugendpsychiatrie, indem beispielsweise Klinikklassen an Fachkliniken der Kinder- und Jugendpsychiatrie eingerichtet wurden
Rahmenbedingungen
Autorin: Judith Vandekamp
Entstehung und Entfaltung von Einrichtungen/Schulen für Verhaltensgestörte seit der Rettungshausbewegung
Die für Kinder und Jugendliche mit Verhaltesstörungen gedachten Einrichtungen lassen sich in fünf histographische Linien aufgliedern:
1. Die sozialpädagogische Linie: Waisenhäuser - Rettungshäuser - Heimschulen
Der Begriff Sozialpädagogik soll eine Pädagogik kennzeichnen, deren Ziel es sein sollte, durch spezielle pädagogische Maßnahmen und Einrichtungen der Gemeinschaftserziehung sowohl erzieherischen als auch sozialen Missständen zu begegnen und auch gesellschaftspolitische Spannungen zu beseitigen.
- im Bereich abendländischer Kultur: religiöse Motivation durch Jahrhunderte hindurch tragend
- im Mittelalter: Erziehung durch Mönch-Pädagogen mit barbarischer Strenge
- im 15. Jahrhundert: Gründung von Waisenhäusern in vielen Ländern Europas
- nach 30-jährigem Krieg: Neubesinnung auf christliche Werte
- Ende 18. Jahrhundert: Pädagogisches Konzept Pestalozzis von zentraler Bedeutung (Humanismus)
2. Die kriminalpädagogische Linie: Zuchthäuser -
Jugendstrafvollzug - Gefängnisschule
Der ältere Begriff der Kriminalpädagogik bezeichnet alle erzieherischen Maßnahmen, mit deren Hilfe gefährdete Kinder und Jugendliche entweder vor dem Abgleiten in die Kriminalität bewahrt werden sollen oder mit deren Hilfe man sie nach dem Begehen von Straftaten wieder zu einem Leben ohne kriminelle Verfehlungen befähigen (also resozialisieren) will.
- ab 1595: Zuchthäuser als Erziehungseinrichtungen (Verhaltensänderung durch Zucht und Arbeit)
- nach 30-jährigem Krieg: Ausbeutung der Arbeitskraft der Insassen
- Beginn 19. Jahrhundert: Entwicklung zu einer Institution schwerer Strafe
- 18./ 19. Jahrhundert: Tendenz, Strafvollzug zu Besserungsvollzug zu machen
- 1990: KJHG (Kinder- und Jugendhilfegesetz) löst veraltete Gesetz ab
3. Die schulpädagogische Linie:
Schulpädagogik ist ein Teilbereich der Erziehungswissenschaften, der sich mit der Schule beschäftigt. Es geht u.a. um Theorien der Schule, um Probleme der Bildungsinhalte und um die möglichst effektive Gestaltung von Lehrlern-Prozessen.
A Beobachtungsklassen - Erziehungsklassen - Kleinklassen
- 1928 in Berlin: Gründung von Erziehungs- Klassen (E-Klassen)
- keine Sonderschulen, sondern als Durchgangseinrichtung Teil der Regelschule
- momentane Situation: "separierende" Kleinklassen werden kritisch betrachtet
B Sonderklassen - Sonderschuiklassen - Integrierte Fördereinrichtungen
- Sonderklassen: Selbstverständnis als notwendige Einrichtung zur speziellen Förderung besonders schwieriger Schüler und zur notwendigen Entlastung der Regelschule
- werden zu gut ausgebauten Systemen
- momentane Situation: Blickpunkt auf integrierende Fördereinrichtungen
4. Die pädagogisch - psychiatrische Linie:
Einrichtungen der Psychopathenfürsorge - Kliniken für
Kinderund Jugendpsychiatrie - Klinikschulen
Die Psychiatrie ist die Lehre von den seelischen Krankheiten; sie befasst sich als Teilgebiet der Medizin mit der Diagnose und Behandlung psychologischer Störungen. Die pädagogische Psychologie beschäftigt sich mit Problemen, die in Erziehungssituationen in außer- wie auch im schulischen Bereich erwachsen.
- 1864 in Frankfurt/Main: erste kinderpsychiatrische Einrichtung in Deutschland
- Gegenwart in Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie: diagnostische und pädagogisch-therapeutische Maßnahmen; menschlich warme, dialogische Beziehung zwischen Kindern, Jugendlichen und ihren Helfern
5. Die berufspädagogische Linie: Arbeitererziehung -
Industrieschulen - Fortbildungsschulen - Berufsschulen -
Berufsbildungswerke
Berufspädagogik ist ein Teilgebiet der Pädagogik, das sich v.a. mit pädagogischen Aspekten der Ausbildung sowie der beruflichen Bildung und Sozialisation befasst.
- erste Phase: eng verbunden mit der sozial- und kriminalpädagogischen Linie, Motto: "durch Arbeit zur Arbeit" (auch gesehen als pädagogischer Zweck)
- zweite Phase: neue Qualität durch Fortbildungs- und spätere Berufsschulen, Berufsschulpflicht seit 1938 und dem dualen System beruflicher Bildung
- dritte Phase: Forderung: eine Bedürfnissen und Möglichkeiten Behinderter angepasste berufliche Qualifizierung (Chancengleichheit, Solidarisierung)
Didaktik und Methodik
Methoden der Rettungshausbewegung
- Waisenhaus gibt Kinder für billiges Entgelt an Familien, um sie los zu sein - Johannes Falk zahlt 50 Taler pro Kind, um gute Ausbildung bei Handwerkern zu ermöglichen
- hat Wunsch, Kind zur Gründung eigener, stabiler Existenz zu verhelfen; zu Mitglied der Gemeinde zu machen
- Strenge und religiöse Erziehung zur Disziplinierung
- Halt und neues Zuhause für Jugendliche und Kinder
- Aufnahme nur auf freiwilliger Basis
- lebenspraktische Erziehung, Charakterbildung
Grenzen der Rettungshausbewegung
- um weiterer Verwahrlosung der unteren Schichten des Volkes entgegenzuwirken, wird Mittel strenger Erziehung und Wiedergutmachung der schon eingetretenen Fehler bei Jugendlichen angewandt, obwohl Fehler im staatlichen System liegen (Gewerbefreiheit, Auswirkungen der Industrialisierung, ...)
- Rettungshausbewegung kann in Einzelschicksale eingreifen, kann aber gesellschaftliche Veränderungen nicht aufhalten
- Rettungshäuser bieten keine Versicherung gegen spätere wirtschaftliche Not
- Rettungshäuser können nicht verhindern, dass Kindern gesellschaftlicher Schaden entsteht; setzen erst nach entstandenem Schaden an
- nur Familie auf Zeit
19. Jh.: Gefängnissschulen
- Deutsches Strafgesetzbuch von 1871: Strafvollzug Jugendlicher getrennt von Erwachsenen
- Unterricht: Angebot: alle Fächer der Volksschule
Literatur
- Höck, M.: Die Geschichte der Hilfsschule im Dritten Reich. Berlin 1979
- Myschker, Norbert: Zur Geschichte der Pädagogik bei Verhaltensstörungen. In: Goetze, H./ Neukäter, G. (Hg.): Handbuch der Sonderpädagogik - Pädagogik bei Verhaltensstörungen. Band 6, 1989
- Solarova, Svetluse: Geschichte der Sonderpädagogik. Stuttgart 1983