1. Hälfte 19. Jahrhundert

Aus Geschichte der Behinderung
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Überblick: Relevante Prozesse, Strukturen, Daten

Allgemeiner Überblick

  • Im 19. Jahrhundert wurden zahlreiche heilpädagogische Institutionen aufgebaut. Während besonders für den Bereich der Taubstummenbildung und Blindenbildung bereits im 18. Jahrhundert Anstalten aufgebaut wurden, verbreiteten diese sich in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts und heilpädagogische Theoriebildung begann
  • anders als in der 2. Hälfte des 19. Jh. wurden geistig behinderte Kinder jedoch noch weitgehend von pädagogischen Bemühungen ausgeschlossen. Ausnahme: die Schule für schwachsinnige Kinder von in Österreich, gegründet um 1830 von Gotthard Guggenmoos in Österreich und die "Heilanstalt für Kretinen und blödsinnigen Kinder", 1841 von Johann Jakob Guggenbühl auf dem Abendberg bei lnterlaken/ Schweiz gegründet. Geistig schwerstbehinderte wurden von Bildungsmaßnahmen ausgeschlossen [ weitere Informationen ]
  • Erziehung und Bildung wurde meist in einen religiösen Kontext gestellt. Auch wenn zunehmend von staatlicher Seite Verantwortung für die Bildung behinderter Schüler übernommen wurde, wurde der überwiegende Teil dieser Arbeit im kirchlichen Rahmen bzw. von religiös motivierten Einzelpersonen übernommen.
  • Mit zunehmder Entfaltung der Naturwissenschaften wurde auch dem Phänomen Behinderung mehr Beachtung geschenkt

Schule und Anstalt

  • 1813: Johannes Falk (1768-1826) gründet mit Stiftsprediger Karl Friedrich Horn aus Weimar "Gesellschaft der Freunde in Not" für verwahrloste und verhaltensauffällige Kinder
  • 1816 erster besonderer Schulunterricht für schwerhörige Kinder durch G. Guggenmoos an seiner "Lehranstalt für schwerhörige und schwersprechende Kinder" in Hallein/ Österreich
  • 1816 wurde das erste orthopädische Institut in Deutschland gegründet von Johann Georg Heine
  • 1820 Gründung eines Erziehungshauses durch Christian Heinrich Zeller (1779-1869) in Komtureischloss Beugen am Oberrhein nach Prinzip Pestalozzis. Insbesondere im süddeutschen Raum in den nächsten Jahren Gründung vieler Rettungshäuser für "verwilderte und verwahrloste" Kinder und Jugendliche.
  • Der Aufbau von "Rettungshäusern" für verhaltensauffällige Kinder endet mit der Revolution 1848/49 abrupter Rückgang
  • 1828 ministerielle Verfügung der "Bildungsverallgemeinerung", ein Schritt in Richtung allgemeiner Schulpflicht
  • Pfarrer Karl Haldenwang (1803-1862) gründet 1838 die "Rettungsanstalt für schwachsinnige Kinder" in Wildberg.
  • Lehrer Karl Ferdinand Kern (1814-1868) gründet 1838 eine Anstalt für Taubstumme. Aus der 1842 eine Abteilung für "Schwachsinnige" ausgegliedert wird.
  • 1833 Gründung der 1. Bildungsanstalt für Körperbehinderte durch Johann Nepomuk Edler
  • Schweizer Arzt Guggenbühl eröffnet 1841 die "Heilanstalt für Kretinen (Schwachsinnige) und blödsinnige Kinder" auf dem Abendberg. Er verbindet Medizin und Pädagogik Alle drei Anstalten gehen auf private Initiativen zurück
  • 1. Öffentliche Einrichtung: "Erziehungsanstalt für blödsinnige Kinder in Hubertusburg" 1846
  • 1835 entsteht in Chemnitz die "Notschule" für die 14-20jährigen Schüler, die noch nicht über die zur Konfirmation nötigen Kenntnisse verfügen. Später werden ausschließlich Lernschwache beschult.
  • Armenfreischule in Zeitz bietet ab 1803 eine Nachhilfeklasse an, in der Schüler 1-2 Mal am Tag im Rechnen, Lesen, Schreiben geschult werden.
  • Gründungen von Blindenschulen:
    • 1804 in Wien, Österreich durch J. E. Klein.
    • 1806 erste Deutsche Schule in Berlin gegründet durch A. Zeune.
    • 1819 Breslau durch j. Knie.
    • Verschiedene Schulgründungen in Nordamerika
  • 1845 wird in Stuttgart das 1. Institut für Arme eingerichtet. Aus diesem entsteht 1850 die orthopädische Armenheilanstalt "Paulinenhilfe"

Wissenschaft


Medien und Texte

Blindenpädagogik


Sprachheilwesen


Taubstummenwesen


Literatur

  • Möckel, Andreas: Geschichte der Heilpädagogik. Stuttgart 1988
  • Möckel, Andreas: Geschichte der besonderen Grund- und Hauptschule. 4. Aufl., Heidelberg 2001
  • Müller, Klaus E.: Der Krüppel. Ethnologia passionis humanae. C.H. Beck, München 1996
  • Speck, O.: Geschichte. In: Handbuch der Sonderpädagogik, Bd.4. Pädagogik der Geistigbehinderten. Hrsg.: H. Bach. Berlin: Marhold 1979. S. 57-72
  • Schröder, Siegfried: Historische Skizzen zur Betreuung schwerst- und mehrfachgeschädigter geistigbehinderter Menschen. In: Hartmann, N, (Hrsg.): Beiträge zur Pädagogik der Schwerstbehinderten. Heidelberg 1983. (S. 17-61)